Red Dot Award: Product Design

Interview mit Phoenix Design (Teil 2)

Über Arbeitsmethoden, Zufriedenheit und Vorstellungskraft: Red Dot im Interview mit Phoenix Design (Teil 2)

Das Red Dot: Design Team of the Year 2018, Phoenix Design, überzeugte über Jahre hinweg mit gestalterischen Spitzenleistungen. Doch wie arbeitet ein so erfolgreiches Designstudio eigentlich? Wann ist man als Gestalter zufrieden mit seiner Leistung? Und muss man seinem Kunden in Sachen Innovation immer einen Schritt voraus sein?

Im Interview mit Red Dot sprechen Andreas Haug und Tom Schönherr, Founders and Managing Partners, sowie Andreas Diefenbach und Joon-Mo Lee, Members of the Board, über die Arbeitsmethoden des Teams, über Zufriedenheit und Qualität sowie über die zukunftsweisende Entwicklung von Produkten.

Red Dot: Hat Phoenix Design eine bestimmte Methode oder Arbeitsweise, um die Qualität und Verantwortung zu gewährleisten, die man sich wünscht?

Diefenbach: Ein wichtiges Instrument ist der Designkreis. Das Prinzip ist relativ einfach: Ein Projektteam stellt einer anderen Gruppe ein Projekt vor. Und diese Gruppe beurteilt und bewertet das Projekt, ohne selbst beteiligt zu sein.

Welche Vorteile bietet diese Methode?

Schönherr: Wenn man als Projektteam weiß, dass man seine Konzepte und Entwürfe im Designkreis nicht verteidigen darf, ist man automatisch in einer ganz neuen Situation und konzentriert sich aufs Zuhören. Das ist wichtig und funktioniert gut.

Haug: Das Projektteam muss natürlich immer auch die Rahmenbedingungen im Blick behalten. Nicht jeder Kritikpunkt lässt sich berücksichtigen. Gleichwohl sind die Beobachtungen und Eindrücke ungemein wichtig, da die im Designkreis geäußerten Kritikpunkte nahezu deckungsgleich mit den Fragen sind, die der Kunde später stellt.

Argumente verstehen bedeutet also nicht automatisch, sie zu akzeptieren, oder?

Diefenbach: Nur wenn man die Argumente des Kunden kennt oder sich darauf einstellt, kann man ihn auch beraten und führen. Es geht ja nicht darum, sich unter fünf Entwürfen einfach den auszusuchen, der einem am besten gefällt. Als Designstudio haben wir auch einen Qualitätsanspruch.

Qualität, so könnte man mit Robert M. Pirsigs Worten sagen, ist letztlich nichts anderes als der Seelenfrieden, der sich einstellt, wenn eine Arbeit zur Zufriedenheit aller Beteiligten abgeschlossen werden kann.

Haug: Ja, am Ende muss es sich zur Zufriedenheit beider Seiten zusammenfügen. Dann passt es. Kundenzufriedenheit ist wichtig, aber auch das Designstudio muss am Ende zufrieden sein.

Der Phoenix Designkreis erinnert ein wenig an die Methode des Design Thinking.

Schönherr: Viele Ansätze und Methoden, die zur Lösung von Problemen oder zur Entwicklung neuer Ideen führen sollen, werden heute mit dem Schlagwort „Design Thinking“ etikettiert. Tatsächlich standen bei Phoenix Design schon immer der Mensch und die Marke im Mittelpunkt, und wir konnten im Prozess anhand von schnellen Modellen und Prototypen die Konzepte überprüfen und in iterativen Schritten optimieren.

Muss das Designstudio dem Kunden oder Auftraggeber nicht immer einen Schritt voraus sein, um sich vorstellen zu können, in welche Richtung sich ein Produkt, die Marke oder auch der Kunde entwickeln kann?

Diefenbach: Es gibt Projekte, bei denen es für unsere Kunden um die Verteidigung einer Position geht, und es gibt Projekte, bei denen es um Angriff geht. Wie möchte man in fünf oder zehn Jahren wahrgenommen werden? Welches Potenzial hat das Kerngeschäft?

Haug: Zwei Dinge sind für unsere Arbeit immer wichtig: Auf der einen Seite das Unternehmen mit seiner Marke und seinen Werten, und auf der anderen Seite sind wir dem Nutzer und seinen Ansprüchen verpflichtet. Man muss in der Tat ein Stück vorausdenken, um dem Auftraggeber den Weg aufzuzeigen, den er gehen könnte, denn nur dann kann er entscheiden, ob das, was wir machen, auch stimmig und zukunftsweisend ist.

Ist es schwierig, sich die Zukunft vorstellen zu können?

Lee: Da haben wir eigentlich kein Problem. Im Gegenteil: Wir müssen eher aufpassen, dass wir nicht zu weit vorauslaufen. Der Kunde muss den Weg ja mitgehen. Viel schwieriger ist es, die richtige Balance zu finden zwischen dem, was ist, und dem, was sein könnte.