Red Dot Gala: Product Design 2025 Start Livestream: 8. Juli, 17:45 Uhr (MESZ)
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Jury

Sara Andreasson

Sara Andreasson ist seit über zehn Jahren als freiberufliche Illustratorin tätig. Sie arbeitet für internationale Auftraggeber aus den Bereichen Kunst, Medien und Markenkommunikation – darunter Kulturinstitutionen, Sportmarken sowie renommierte Zeitungen und Magazine in Europa und den USA. Ihre Illustrationen erscheinen regelmäßig in The New York Times, The New Yorker und Apartamento Magazine; kommerzielle Kunden wie Google, Adidas, Converse, Selfridges oder Gucci setzen auf ihre visuelle Handschrift.

Zu ihren besonderen Projekten zählen ein Google Doodle zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2019, eine Buchcover-Illustration für Penguin Essentials, eine animierte Nachhaltigkeitskampagne für Selfridges sowie eine Serie großformatiger Plakate für das Théâtre du Châtelet in Paris. Für Apartamento Magazine gestaltete sie das Titelbild zu Ottessa Moshfeghs Kurzgeschichte Imitations.

Neben ihrer Auftragsarbeit ist sie Mitbegründerin der feministischen Publikation BBY, für die sie als Artdirektorin redaktionelle Inhalte kuratierte und zahlreiche Künstlerinnen und nicht-binäre Kreative beauftragte. Seit 2025 betreibt sie gemeinsam mit Josefine Hardstedt die nomadische Galerie- und Kunstplattform FRONDA, die Künstler aus Schweden und Großbritannien vernetzt. Die erste Ausstellung, Blissful Garden Concept, wurde im März eröffnet und präsentierte Arbeiten von Neil Raitt, Dwayne Coleman und Jaana-Kristiina Alakoski.

Ihre Werke wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kolla!-Award, dem Publishingpriset und durch Svensk Form. Ausstellungen führten sie nach London, Stockholm, Düsseldorf, Borås, Tiflis, Tallinn und Treviso.

Sara Andreasson

Red Dot im Interview mit Sara Andreasson

Sie illustrieren sowohl für Medien als auch für Kampagnen: In welchem Genre fühlen Sie sich am wohlsten?

Für mich ist eine Kombination aus beidem ideal, da sie ganz individuelle Herausforderungen und Chancen mit sich bringen. Aber ich muss zugeben, dass ich das hohe Tempo bei der Arbeit mit redaktionellen Illustrationen genieße. Ich liebe den Prozess, Texte in Bilder zu übersetzen, die entweder mit der Botschaft übereinstimmen oder sie leicht unterlaufen. Bilder können unsere Herangehensweise an einen Text komplett verändern, und das finde ich unglaublich faszinierend.

Haben Sie den Eindruck, dass Illustrationen auch in der Kommunikation wieder mehr geschätzt werden?

Ich hoffe es, denn Illustrationen können ein Projekt ganz wunderbar bereichern. Sie können ihm Lebendigkeit und menschliche Wärme verleihen und damit den Betrachter wirklich in den Bann ziehen. Ich bin natürlich voreingenommen, aber ich schaue immer zweimal hin, wenn ich Illustrationen in Kampagnen oder im Branding entdecke. 

Wird Illustration von Unternehmen als Instrument zur Steigerung der Bekanntheit oft unterschätzt? 

Absolut. Dabei können Illustrationen enorm effektiv sein, um einer Kampagne oder einer Identität Mehrwert zu verleihen und sie zugänglicher zu machen. Vielleicht ist man hier etwas zögerlich, weil man sich nicht für einen längeren Zeitraum auf einen Künstler festlegen möchte, dabei gibt es viele Beispiele für sehr erfolgreiche langfristige Kooperationen zwischen Illustratoren und Marken.

KI ist derzeit ein großes Thema in der Illustrationsszene. Sehen Sie das gelassen?

Ja, eigentlich schon. Als Reaktion auf die Verbreitung von KI-Tools wird das Interesse an Handgemachtem sowie an Bildern, die authentisch wirken und einen klaren Absender haben, zunehmen. Daher glaube ich, dass Illustrationen eher noch an Bedeutung gewinnen werden.

Neben Ihrer Arbeit engagieren Sie sich auch kulturell. Was war der Auslöser für die Gründung des Magazins BBY, das Sie mit ins Leben gerufen haben?

Das kommt mir jetzt schon wie eine Ewigkeit vor, aber BBY entstand aus der Frustration über die von Männern dominierte Kunst- und Designwelt. Im Grunde wollten wir eine Plattform für uns schaffen, auf der wir Hierarchien umgehen und die Aufmerksamkeit ausschließlich auf Künstlerinnen, Transgender-Künstlerinnen sowie Autorinnen lenken konnten. Das war eine großartige Entscheidung, denn wir haben eine ganze Community von unabhängigen Print-Enthusiastinnen und feministischen Zine-Macherinnen entdeckt und dabei viele interessante Kontakte geknüpft.

Ein weiteres Projekt ist die Galerie und Kunstplattform FRONDA. Wie ist sie entstanden?

FRONDA ist ein brandneues Projekt, das ich Anfang des Jahres zusammen mit Josefine Hardstedt gestartet habe. Da wir in zwei verschiedenen Ländern leben, waren wir neugierig, ob es möglich ist, eine Galerie zu betreiben, ohne uns auf einen festen Raum zu beschränken. Bisher haben wir eine Ausstellung in London organisiert, als Nächstes planen wir Lesungen und Open Crits, also offene Kritikrunden.

Ist es für kreative Menschen heute wichtiger denn je, Zusammenarbeit und Vernetzung zu suchen?
Ja, ich denke schon. In Zeiten des Individualismus und der politischen Polarisierung scheint Zusammenarbeit wichtiger denn je. Aber auch aus kreativer Sicht kann etwas ganz Magisches entstehen, wenn wir unterschiedliche Perspektiven annehmen und Ideen austauschen, insbesondere über Disziplinen hinweg.

Sie waren zum ersten Mal in der Red Dot Jury: Wie war Ihr Gesamteindruck von der Qualität der Arbeiten?

Ich fand die Qualität insgesamt recht hoch und einige Projekte waren wirklich herausragend. Es gibt so viel gutes Design, und es war ausgesprochen interessant, sich die Zeit zu nehmen, diese Vielfalt zu begutachten, die Meinungen der anderen Jurymitglieder zu hören sowie Trends zu erkennen.