
„Best Brands & Communication Design – Red Dot Winners Selection 2025“
Vom 28. November 2025 bis zum 7. Februar 2026 widmet sich das designforum Wien mit der Red Dot-Ausstellung „Colours of Our Time – Identität und Differenz im Design“ der Frage, wie Farbe unsere Wahrnehmung beeinflusst, Orientierung gibt und Marken über Jahrzehnte hinweg prägt. Im Mittelpunkt stehen Markenfarben führender Industrie- und Konsumgütermarken, darunter Manner und Nivea, Hilti und DEWALT, Gardena und Fiskars.
In der Ausstellung werden zahlreiche Produkte gezeigt, die im Rahmen des Red Dot Award ausgezeichnet wurden. Sie veranschaulichen, wie konsequente Farbgestaltung nicht nur Wiedererkennbarkeit schafft, sondern auch die Benutzerführung verbessert und den Charakter einer Marke langfristig formt. Die Präsentation verbindet historische Entwicklungen mit aktuellen Beispielen, die eindrucksvoll demonstrieren, wie Farbe zu einem zentralen Bestandteil des Designs geworden ist.
Hilti hat Farbe zu einem klaren Bestandteil der Markenführung gemacht. Das kräftige Rot, das seit den 1970er-Jahren eingesetzt wird, sorgt auf Baustellen weltweit für Wiedererkennbarkeit. Die Kombination mit Schwarz markiert Bedienbereiche und erhöht die Sicherheit. Farbe wird hier nicht als Schmuck, sondern als integraler Bestandteil der Ergonomie verstanden.
DEWALT nutzt die starke Fernwirkung des Marken-Gelbs, um Werkzeuge auch in unübersichtlichen Arbeitsumgebungen sofort sichtbar zu machen. In Kombination mit der Funktionsfarbe Schwarz gibt die Gestaltung Orientierung und verbessert die Handhabung. Die Farbgebung wirkt auf der non-verbalen Ebene und ist zugleich ein systematisches Werkzeug innerhalb des Designs.

Gardena hat ein kohärentes Farbsystem geschaffen, das eine breite Produktlandschaft verbindet. Türkis wird gezielt eingesetzt, um geometrische Formen zu betonen, Grau sorgt für technische Klarheit, und Orange kennzeichnet Funktionspunkte. Das System ist präzise abgestimmt und trägt zur intuitiven Bedienbarkeit bei – ein Beispiel für konsistente Identität über Jahre hinweg.
Die ikonische Schere von Fiskars zeigt, wie ein Produktdetail über seine Funktion hinaus eine Marke prägen kann. Der orangefarbene Griff, ursprünglich eine zufällige Entscheidung, die im Zeitgeist der Popkultur getroffen wurde, entwickelte sich zu einem der stärksten Farbsymbole des Alltagsdesigns. Heute steht Fiskars Orange weltweit für skandinavische Präzision und handwerkliche Qualität.
Farbästhetik ist immer auch Ausdruck ihrer Zeit. Die 1960er- und 1970er-Jahre waren geprägt von leuchtenden, warmen Tönen, die mit dem technologischen Fortschrittsoptimismus und der Popkultur korrespondierten. In den 1990er-Jahren unterstützten transparente Kunststoffe und intensive Akzentfarben eine Ästhetik, die von digitaler Leichtigkeit und einem neuen technischen Selbstverständnis geprägt war. Die 2000er- und 2010er-Jahre brachten kräftige Grüntöne hervor, die das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung begleiteten.
Die jüngste Farbästhetik zeigt eine bemerkenswerte Tendenz zur Zurückhaltung. Pastelltöne, weich abgestufte Zwischenfarben und reduzierte Sättigungen haben in den letzten Jahren viele Produktbereiche erobert. Sie stehen für eine neue Sensibilität, die Themen wie Diversität, Identität und mentale Ruhe reflektiert.
Diese Farbwelt wirkt nicht laut, sondern bewusst. Sie schafft Räume für Interpretation, vermittelt Zugänglichkeit und unterstützt eine Gestaltung, die weniger über klare Signale funktioniert als über subtile Stimmungen. Die aktuellen Farbtendenzen knüpfen dabei zwar an historische Vorbilder wie Mid-century Modern an, verfolgen jedoch eine andere Absicht: Sie öffnen ästhetische Möglichkeiten, in denen sich Nutzerinnen und Nutzer unabhängig von sozialen Rollen wiederfinden können.
In Kopfhörern, Kameras, Büroeinrichtungen und Haushaltselektronik zeigt sich diese neue Zurückhaltung besonders deutlich. Produkte wirken weniger statusbezogen und stärker auf Alltagstauglichkeit und Komfort ausgerichtet. Die Farbgebung der 2020er-Jahre spiegelt damit nicht nur neue gesellschaftliche Fragen, sondern auch ein verändertes Verständnis von Design: weniger markierend, mehr begleitend.
In all diesen Entwicklungen wird deutlich, dass Farbe kein beiläufiges Element ist, sondern ein Instrument, das spezifische Funktionen erfüllt. Sie vermittelt Orientierung, wirkt identitätsbildend und schafft Vertrauen. Sie verbindet Generationen von Produkten und lässt ganze Markenwelten konsistent erscheinen.
Die Beispiele von Hilti, DEWALT, Gardena und Fiskars sowie die Betrachtung der unterschiedlichen Jahrzehnte zeigen, wie eng Farbgestaltung mit gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpft ist – und warum Farbe im Design zu den wirkungsvollsten Werkzeugen zählt.
Laufzeit: 28.11.2025–07.02.2026
designforum Wien
MQ, Museumsplatz 1/Hof 7, 1070 Wien, Österreich
designforum.at