
Die FH JOANNEUM mit Sitz in Graz zählt seit vielen Jahren zu den prägendsten Ausbildungsstätten für Design im deutschsprachigen Raum. Die Studierenden der Fachhochschule beeindrucken regelmäßig mit Projekten, die nicht nur gestalterisch überzeugen, sondern auch gesellschaftlich relevante Themen ins Zentrum rücken.
Herausragende Arbeiten im Wettbewerb
Studierende der FH JOHANNEUM reichen seit vielen Jahren ihre Abschlussarbeiten zum Red Dot Award: Brands & Communication Design ein. Was die Einreichungen aus Graz besonders macht, ist ihre Vielschichtigkeit. Vor allem in der Kategorie Print & Publishing Media überzeugen die Studierenden der FH JOANNEUM mit Arbeiten, die gestalterische Präzision mit inhaltlicher Relevanz verbinden. Ihre Printpublikationen zeichnen sich durch konzeptionelle Klarheit, typografisches Feingefühl und gesellschaftliche Themenvielfalt aus. Ein wiederkehrendes Merkmal: Der starke Bezug zu aktuellen Diskursen – sei es zu Identität, Genderfragen, Digitalisierung oder Konsumverhalten.
Analoge Techniken im digitalen Zeitalter
Die österreichische Designerin und Absolventin der FH, Mila Weger, widmete ihr Buchprojekt Think Responsibly ihrer Liebe zum Buchdruck. Ihr minimalistischer Stil und ihre Expertise in Typografie und Fotografie prägen ihre Arbeiten. Weger betont, dass praktische, analoge Techniken in der Designausbildung oft zu kurz kommen. Sie erklärt: „Otl Aicher hat es einst schön ausgedrückt: Durch praktische Umsetzung wird die Theorie besser begriffen. Zu oft wird der Designprozess ausschließlich digital gelehrt, wodurch drei der fünf Sinne nicht miteinbezogen werden.“ Für sie sind Materialität und Haptik entscheidend: „Ich sehe Haptik und Materialität wie Licht und Schatten in der Fotografie – die Abbildung bekommt erst dadurch Dimension.“ Ihre Bachelorarbeit „Think Responsibly“ wurde 2023 mit einem Red Dot: Best of the Best ausgezeichnet.
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Körper und Identität im Stadraum
Ein weiteres spannendes Projekt ist Lieblingsmakel von Katharina Diem, das auf einer Social-Media-Umfrage zu „Welchen Makel liebst du an dir selbst?“ basiert. Ziel der Arbeit ist es, einen Perspektivwechsel anzustoßen – weg von Selbstkritik, hin zu Selbstakzeptanz und Wertschätzung. Die gesammelten Antworten wurden nicht nur online geteilt, sondern auch auf der ikonischen BIX-Medienfassade des Kunsthaus Graz inszeniert: In Kombination mit minimalistischen Körperbildern liefen die Aussagen der Teilnehmenden über die geschwungene Architektur und wurden so öffentlich sichtbar gemacht. Eine Einladung, den eigenen „Makel“ neu zu betrachten – nicht als Schwäche, sondern als Ausdruck von Individualität. Das Projekt wurde 2019 mit einem Red Dot ausgezeichnet.

Design, das sichtbar macht
Die Bachelorarbeit Designing Women (Frauen gestalten, Frauen werden gestaltet) von Nina Botthof setzt sich mit dem Zusammenspiel von Gestaltung und Gesellschaft auseinander – mit einem Schwerpunkt auf der Darstellung von Frauen. Im Zentrum steht die Frage, ob und wie Design zur Emanzipation von Frauen beitragen kann. Auch formal spiegelt sich die Komplexität des Themas wider: Das Buch ist als Wendebuch konzipiert, sodass es von zwei Seiten gelesen werden kann. Während die eine Seite mit dem Kapitel „Geschlecht verstehen“ beginnt, leitet die andere mit „Frauen gestaltet“ ein. In der Mitte treffen sich „Historischer Kontext“ und „Frauen gestalten“. Das Gestaltungskonzept arbeitet bewusst mit dem Kontrast von Schwarz und Weiß – eine klare formale Entscheidung, die die enge Verknüpfung von Inhalt und Gestaltung unterstreicht. Für diese überzeugende Umsetzung wurde die Arbeit 2019 mit einem Red Dot ausgezeichnet.
Animation als kultureller Blick
Auch in der Kategorie „Animation“ überzeugen Absolventen der FH Joanneum: Die Masterarbeit Views of China, eine handgezeichnete Animation von Christian Leban, gibt einen künstlerischen Einblick in seine Erfahrungen mit dem Leben in einer chinesischen Großstadt. Durch elf handgezeichnete, animierte Loops wird die Vielfalt und Komplexität Chinas erfahrbar gemacht. Die Videos, die ohne Anfang und Ende gestaltet sind, ermöglichen ein immersives Eintauchen in die chinesische Kultur, Architektur, Religion und den Umgang mit der Natur. Die Zuschauer werden auf eine emotionale Reise mitgenommen, die viel Faszination birgt, aber auch Konfliktpunkte aufzeigt. Die Arbeit wurde 2019 mit einem Red Dot ausgezeichnet.

Design als Sprache gesellschaftlicher Fragen
Mit ihrer ganz eigenen Handschrift prägt die FH JOANNEUM den Red Dot Award seit vielen Jahren – und ist ein inspirierendes Beispiel für das Potenzial designbasierter Ausbildung auf internationalem Niveau. Die Abschlussarbeiten der Studierenden der FH JOANNEUM bestechen nicht nur durch ihre Kreativität und Innovation, sondern auch durch die Fähigkeit, gesellschaftliche und kulturelle Themen auf einzigartige Weise zu reflektieren. Projekte wie „Think Responsibly“, „Lieblingsmakel“, „Designing Women“ und „Views of China“ werfen nicht nur einen kritischen Blick auf gesellschaftliche Themen, sondern bieten auch neue Perspektiven und Denkanstöße. Sie spiegeln ein Designverständnis wider, das Verantwortung übernimmt, Vielfalt fördert und Gestaltung als Teil gesellschaftlicher Veränderung begreift.
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