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Formidabel: Kommunikationsdesign aus Frankreich

Jährlich nehmen mehr als 70 Nationen am Red Dot Award teil. Dies zeigt, dass gutes Design ein weltweites Geschäft ist. Um die Qualität dieser multinationalen Projekte fachgerecht bewerten zu können, muss man sie aus einer globalen Perspektive sehen: Der jeweilige kulturelle Hintergrund der Beiträge und die Besonderheiten ihrer Zielmärkte müssen in der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. Daher besteht die Red Dot Jury aus internationalen Experten. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung im Kommunikationsdesign repräsentiert Sylvia Vitale Rotta 2018 als Jurorin die französische Perspektive.

Sylvia Vitale Rotta: Red Dot-Expertin aus Frankreich
Bereits zum dritten Mal ist Sylvia Vitale Rotta Teil der Jury des Red Dot Award: Communication Design. Sie ist Präsidentin und CEO der Team Créatif Group. 2017 wurde sie für ihre Verdienste im Grafikdesign als erste Frau mit dem Ritterkreuz der Französischen Ehrenlegion ausgezeichnet. Über Design aus ihrer Wahlheimat sagt Sylvia Vitale Rotta: „Französisches Design ist geprägt von Emotion, der offensichtlichen Leidenschaft für gutes Essen und Eleganz. Französisches Design ist darüber hinaus sehr erfolgreich darin, markante Vorteile einer Marke hervorzuheben. Es hat zudem eine lange Lebenszeit und Haltbarkeit, was es wiederum sehr zeitgemäß macht.“

„Schizophrenie“ im Design
Ihre ausgezeichnete Designqualität beweisen französische Gestalter, Agenturen und Unternehmen regelmäßig im Red Dot Award. 2017 überzeugte unter anderem die Agentur W&Cie mit einem ebenso durchdachten wie ungewöhnlichen Ansatz der Kundenansprache für AccorHotels die Red Dot Jury. Um die komplexe und vielschichtige Zielgruppe der Millennials zu gewinnen, die Hotels häufig mit Langeweile assoziiert, erfand AccorHotels eine neue Art des Gastgewerbes: JO&JOE, ein hybrider Ort irgendwo zwischen Bar, Restaurant, Hostel, Apartment und Konzerthaus. Die neue Marke verfügt über eine „schizophrene Persönlichkeit“ mit zwei Arten, die Welt zu sehen, zu reisen, zu feiern.

Dies spiegelt sich ebenfalls im visuellen Auftritt wieder, der erfrischend und vielseitig daherkommt. Um die Botschaft von JO&JOE sowie die verschiedenen Aspekte der Location in Szene zu setzen, spielten die Gestalter von W&Cie mit dem Stilmittel der Kontradiktion bzw. der Komplementarität. Reich an witzigen Sprüchen passt sich das Brand Design der jeweiligen Stadt an und begeistert mit seinem unkonventionellen Charakter, der für Aufmerksamkeit sorgt.

Erzeuger von Geselligkeit
Ebenfalls von W&CIE stammt der Geschäftsbericht „Mindset“, der das Jahr 2015/2016 des französischen Wein- und Spirituosen-Unternehmens Pernod Ricard rekapituliert. Der Report widmet sich dem Markenversprechen, ein „Erzeuger von Geselligkeit“ zu sein. Dabei steht die afrikanische Mentalität im Fokus. Sie wird von dem senegalesischen Fotografen Omar Victor Diop inszeniert. Mit Fotografien der afrikanischen Kollaborateure illustriert die Bildsprache die Vielfalt des urbanen Afrikas und betont die künftigen strategischen Ziele des Unternehmens.

Das Layout sticht mit seinen geometrischen Mustern hervor und schafft einen angemessenen Rahmen für jedes einzelne Foto, indem eine große Farbpalette genutzt wird. Bilder spielen im französischen Grafikdesign seit jeher eine wichtige Rolle und stehen häufig im Zentrum von Entwürfen. Wie „Mindset“ zeigt, verleiht dies einer Arbeit eine künstlerische Ebene. Der Einsatz der Fotografien lässt den Red Dot-prämierten Geschäftsbericht persönlicher und emotionaler wirken.

Licht und Schatten gekonnt einsetzen
Auch im Bewegtbild überzeugt Kommunikationsdesign aus Frankreich. Für das Kosmetikunternehmen Sisley Paris gestaltete Sylvain Borgarino einen Werbespot für die Markteinführung von „Phyto-Touche“. Um die Bronzepuder-Palette vorzustellen und den sonnengebräunten Look, den das Produkt verspricht, zu unterstreichen, wurde ausschließlich natürliches Licht genutzt. Der Spot dokumentiert die Veränderung von Licht und Schatten im Laufe des Tages und maximiert den Effekt des wellenförmigen Designs des Puders.

Das Video, das den Red Dot erhielt, wurde auf der Website des Unternehmens sowie in den sozialen Medien veröffentlicht und darüber hinaus in Shops gezeigt. Es rückt den Mehrwert des Produkts in den Fokus, erzeugt eine besondere Stimmung beim Betrachter und spricht ihn auf einer emotionalen Ebene an.

Lacoste ohne Krokodil
Erst jüngst bewies die französische Agentur BETC Mut und Kreativität, als sie das berühmte Krokodil-Logo von Lacoste austauschte. Für die Polohemden-Kollektion „LACOSTE x SAVE OUR SPECIES“ wurde es durch zehn bedrohte Tierarten ersetzt. Die Anzahl der bereits ausverkauften Kleidungsstücke belief sich dabei auf die verbleibende Populationsgröße der jeweiligen Tierart in der Wildnis, darunter 30 Kalifornische Schweinswale, 67 Java Nashörner und 450 Anegada-Leguane. Die Einnahmen kamen der Tierschutzorganisation International Union for Conservation of Nature (IUCN) zugute.

Der gestalterische Ansatz verdeutlicht, dass französische Designer immer wieder Grenzen verschieben, neue Wege beschreiten und nicht in Klischees denken. Lacoste ohne Krokodil? Für BETC kein Problem. Die Abstraktion des bekannten Logos bzw. dessen Darstellung in veränderte und doch wiedererkennbarer Form fordert den Betrachter intellektuell heraus und sorgt für einen Überraschungseffekt.

Red Dot Award: Communication Design 2018
Auch 2018 können Designer, Agenturen und Unternehmen aus Frankreich und aller Welt ihre Design- und Kreativprojekte zum Red Dot Award: Communication Design einreichen. Finaler Anmeldeschluss ist am 15. Juni.

» Weitere Informationen zum Red Dot Award: Communication Design 2018