Red Dot Gala: Product Design 2025 Start Livestream: 8. Juli, 17:45 Uhr (MESZ)
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Brand Genesis Lab | Tongji University

Um die Ausstellung von Abschlussarbeiten des College of Design & Innovation der Tongji University zu bewerben, vereinte ein Studierendenteam traditionelles Handwerk mit KI. Die doppelschichtigen typographischen Plakate von Dawang Sun (Art Direction), Hui Pan (Konzept), Kangyi Zheng (Typographie) und Fei Wei (Fotografie) entstanden mit Zuckermalerei, einer alten chinesischen Handwerkskunst. Während die Ausstellungstexte in Schwarzweiß erscheinen, sind die Zuckerbuchstaben auf der darüberliegenden Transparentfolie auch haptisch erlebbar.

Interview mit Prof. Dawang Sun

Red Dot: Wie sind Sie auf die ungewöhnliche Lösung der Zuckerschrift-Plakate gekommen? 

Die erste Inspiration kam vom Ausstellungsort, einer alten Zuckerfabrik. Da dieses Projekt mit jungen Absolventen zu tun hat, wollten wir die alte chinesische Kulturtechnik des Zuckermalens weiterentwickeln und haben hierfür KI genutzt. Während des Herstellungsprozesses wird die Zuckermischung zunächst vorbereitet, kontinuierlich gezogen und geknetet, bis sie ihre Form erhält. Dieser Vorgang erinnert ein wenig an das Heranwachsen junger Menschen. Altes und Modernes, Verwandlung und Neugestaltung – das sind Elemente, die widersprüchlich erscheinen, aber eng miteinander verflochten sind. Und genau dies soll unsere Botschaft an junge Menschen sein: Mit Hartnäckigkeit, Ausdauer und einer offenen Denkweise könnt ihr euch in jeder Lebensphase neu erfinden!

Wie wurde die Beschriftung aus Zucker hergestellt?

Wir mischten für die Technik ganz traditionell verschiedene Arten festen Zuckers an, wie Saccharose, Maltose und Weißzucker. Diese Mischung wurde zu einem Sirup bis zu einer gewissen Viskosität geschmolzen und anschließend in einen Roboterarm injiziert. Dessen Düse formte den Sirup zu Buchstaben und die Zuckermasse wurde nach dem Abkühlen wieder fest. Während dieses Prozesses sind die exakte Temperatur der Düse und die Geschwindigkeit des Luftstroms entscheidend, und für ein perfektes Ergebnis waren viele Experimente und Programmierungen erforderlich.

Welche Rolle spielte dabei die KI?

Sie war für dieses Projekt unverzichtbar. Die Zuckermalerei zählt zum immateriellen Kulturerbe Chinas und ist ein rein handwerkliches Verfahren. Normalerweise werden langstielige Löffel verwendet, um den Zucker manuell in gleichmäßigem Fluss auf eine glatte Oberfläche zu träufeln. Wir konnten mithilfe von KI die Roboterarme sehr präzise steuern sowie jederzeit Anpassungen vornehmen. So war eine kontinuierliche Optimierung mit geringen Kosten und hoher Effizienz möglich. KI bricht hier also die technischen Barrieren, die ein traditioneller Handwerksprozess mit sich bringt, auf und ermöglichte es uns, moderne Typographie mit Zucker zu „drucken“.

Sie haben auch auf Nachhaltigkeit geachtet. Können Sie uns etwas über das Upcycling erzählen?

Unsere Zuckermalerei wurde unter anderem auf ein recycelbares Gewebe gedruckt, das als Außenplakat an der Fassade die Ausstellung bewarb. Nach dem Event recycelten wir es zu Tragetaschen für Studierende, und so war bald überall auf dem Campus die Zuckermalerei zu sehen. Dies lässt die Geschichte des Projekts weiterleben.