Red Dot CEO Peter Zec im Gespräch mit bz Basel

„Was nicht funktioniert, nützt auch nichts.“

Mit der Arbeit von Schweizer Designern verbindet man im Red Dot Design Award eine sehr präzise Gestaltung und eine hochqualitative Ausführung. Sei es im Wettbewerb für Produktdesign oder bei den Kommunikationsdesignern: Schweizer punkten seit vielen Jahren kontinuierlich im internationalen Feld der Teilnehmer. Für die Schweizer Tageszeitung bz Basel ein guter Anlass, um mit Professor Dr. Peter Zec, CEO und Initiator von Red Dot, ein ausführliches Interview zu führen.

Der persönliche Blick des Red Dot Geschäftsführers auf die Schweizer Designszene und seine Einschätzung der Möglichkeiten, die das Land für Kreative offeriert, bietet Lesern die Möglichkeit, die Schweiz weit über die bekannten Assoziationen „Berge, Seen und Skifahren“ hinaus kennen zu lernen. Doch auch länderübergreifende Themen finden Ihren Platz. So wird beispielsweise die Frage geklärt, ob die Digitalisierung zu einem Mangel an Kreativität und Geschick beiträgt und wie handwerkliche Arbeit dagegensteht.

Lesen Sie hier einen kurzen Auszug aus dem Interview geführt von Patrick Marcolli und Andreas Schwald. Den gesamten Artikel finden Sie in der Online-Ausgabe der bz Basel.

bz: Herr Zec, Sie sind bekannt als Genießer. Muss man sich vorstellen, dass Sie als Design-Papst Ihren Wein nach dem schönsten Etikett aussuchen?
Peter Zec: Manchmal ist das so. Wenn Sie nicht wissen, woran Sie sich orientieren sollen, dann bleibt nur der ästhetische Eindruck. Das Design ist der erste Schritt zum Produkt.

Gute Gebrauchsgrafik ist also nach wie vor gefragt.
Sie ist der ganze Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation. Design stellt den ersten Kontakt zur Marke her. Wie soll sie sonst auf sich aufmerksam machen? Das Produkt kann ja nicht sprechen.

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Stichwort Digitalisierung: Dank all den Programmen ist Gestaltung viel einfacher geworden. Trägt aber der einfache Zugang auch zu einem Mangel an Kreativität und Geschick bei?
Durchaus. Unser Leben wird immer ästhetischer, schauen Sie sich nur die Inszenierungen auf den sozialen Medien an. Man muss aber sehen, dass dies Teil einer Ästhetisierung hin zum Mittelmaß ist. Wir haben zwar eine ungeheure Vermassung von ästhetischen Ansätzen, aber die Qualität bleibt oft auf der Strecke. Allein deswegen lohnt sich ein gutes Grafikdesign- oder Designstudium. Leute, die den Blick dafür haben und zum Teil noch handwerklich arbeiten können, sind sehr gefragt. Das gilt auch für Autos!

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Design und Markt, das erfordert Kompromisse. Ohne Kapital kein Werk – was brauchen Designer heute, um überleben zu können?
Vor allem gute Kunden. Design ist eine Dienstleistung und keine freie Schöpfungsleistung. Das müssen viele Designer erstmal lernen, gerade im Grafikbereich. Die meisten denken oft, dass es darum geht, sich selbst zu verwirklichen und dann einen Kunden zu gewinnen, der für das Resultat Geld ausgibt. Das ist in der Regel nicht der Fall. Man braucht gute, potente, aber auch mutige Kunden, die auch bereit sind, dem Designer und seinen Ideen ein Stück weit zu folgen.

Viele deutsche Agenturen unterhalten ja auch Niederlassungen in der Schweiz.
Die Schweiz ist kein großes, aber ein sehr potentes Land. Hier gibt es die Banken, die Pharmaindustrie, Uhrenindustrie, aber auch Lebensmittelindustrie – das bedeutet Arbeit ohne Ende. Wir haben gerade MetaDesign als Agentur des Jahres bei Red Dot ausgezeichnet. Die haben zwar ihren Hauptsitz in Berlin, aber auch noch je einen Sitz in Zürich und in Lausanne. Natürlich haben sie auch weltweit Standorte, aber ausgerechnet in der kleinen Schweiz sind gleich zwei nah beieinander. Das ist schon bemerkenswert.

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