Interview mit Ruud Corstjens, Steven Kessels und James Granger

Wie Klang und Design harmonieren

Musikinstrumente können nicht nur durch ihren Klang, sondern auch durch ein außergewöhnliches Design überzeugen. Das mit dem Red Dot ausgezeichnete Marimbaphon Alpha Apex von Adams beweist, wie gut Klang und Design harmonieren können.

Im Interview sprechen Ruud Corstjens (Adams Musical Instruments) und die Designer Steven Kessels und James Granger (KesselsGranger DesignWorks) über die Bedeutung von Design in der Musik.

Red Dot: Welche Bedeutung hat das Design für ein Musikinstrument?

Steven Kessels: Ein Musikinstrument ist oft ein Prunkstück und vereint durch sein Design viele Qualitäten. Es muss die höchsten Standards in Bezug auf Klang, Leistung und Spielergonomie erfüllen. Die meisten Materialien werden aus akustischen Gründen ausgewählt, und diese müssen auf höchstem Niveau verarbeitet werden. Die Form muss die Emotion des Klangs ausdrücken und dies in der Formensprache vermitteln. Darüber hinaus muss ein Musikinstrument, das in verschiedenen Umgebungen eingesetzt wird, sowohl auffallen als auch aufregend aussehen, und zwar auf anspruchsvolle und zeitlose Weise.

Welche Auswirkungen kann gutes (oder schlechtes) Design auf Musikinstrumente haben?

SK: Jeder Musiker möchte auf der Bühne glänzen und ein gutes visuelles Design trägt definitiv zur Bühnenperformance eines Musikers bei. Außerdem kann ein gutes Design einem Instrument einen identifizierbaren Charakter und eine verbesserte Spieldynamik verleihen, die das Erlebnis bereichern.

Andererseits kann ein schlecht gestaltetes Instrument wiederum zu industriell, kitschig oder sogar grotesk wirken. Es versteht sich von selbst, dass ein schlechtes Design, das zu Resonanz und geringer Klangqualität führt, keine gute Situation für einen Hersteller oder Künstler darstellt.

Was war Ihr Ziel bei der Entwicklung der Marimba? Gab es einen bestimmten Ansatz?

James Granger: Unser Ziel war es, ein Instrument zu schaffen, das eindeutig als Adams zu erkennen ist. Es sollte atemberaubend sein und Weltklasse-Qualitäten aufweisen. Wir haben uns in anderen Branchen angesehen, wie Bewegung und elegante Konstruktionen durch Design umgesetzt werden. Zum Beispiel in der Automobilindustrie, der Architektur und sogar der Luftfahrt.  Wir haben auch eng mit Künstlern und dem Ingenieurteam von Adams zusammengearbeitet, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

SK: Unser Ziel war es, ein Instrument zu schaffen, das den Klang ausdrückt. Es sollte den Klang aus der Ferne vermitteln, auch wenn es nicht gespielt wird. Die fließenden Linien und die speziell geschliffenen Resonatoren verleihen dem Instrument Bewegung und wecken die Erwartung, wie das Instrument klingt.

Es gibt mittlerweile viele smarte Instrumente. Inwieweit verändert sich hierdurch das Spielen von Musikinstrumenten?

Ruud Corstjens: Traditionelle Instrumente werden nie verschwinden. Es gibt noch andere Dimensionen als nur den Klang, die sowohl für das Publikum als auch für die Musiker zum musikalischen Erlebnis beitragen. Eine neue Generation von Musikern lotet jedoch ihre Grenzen aus. Elektronik und intelligente Instrumente schaffen neue Möglichkeiten, und die sich daraus ergebenden Querverbindungen sind oft eine echte Bereicherung für die Kulturwelt. Der Auftritt von Nico Gerstmayer bei der Red Dot Gala wird dies perfekt illustrieren.

Ruud Corstjens, Adams Musical Instruments

„Musiker drücken sich durch ihr Instrument aus und sind daher äußerst kritische Nutzer. Wir können uns die schönsten Dinge ausdenken und technische Innovationen umsetzen, aber letztendlich sind es die Musiker, die ein Instrument zu etwas Besonderem machen. Unser Erfolg hängt in hohem Maße von der engen Zusammenarbeit mit den Musikern ab.“

In den letzten Jahren wurden immer mehr Musikinstrumente mit einem Red Dot ausgezeichnet. Was kann der Grund dafür sein?

JG: Typischerweise sind die meisten Musikinstrumente auf einem sehr konventionellen Markt angesiedelt. Bestimmte Instrumente haben eine jahrhundertealte Entwicklung durchlaufen, die die Form, die verwendeten Materialien und die Akzeptanz des Nutzers, wie das Instrument aussehen soll, bestimmt. Instrumente wie das Marimbaphon sind jedoch relativ neu auf dem internationalen Markt und haben noch nicht die evolutionäre Entwicklung durchlaufen wie beispielsweise ein Klavier. Daher ist das Design noch fließend und lässt dem Designer Spielraum.

Wie bei den meisten Produkten besteht auch bei den traditionellen Instrumenten die Notwendigkeit, neue Ideen und neue Technologien zu entwickeln. Wir beobachten eine größere Akzeptanz für neue avantgardistische Ideen. Dazu braucht es aber eine offene Haltung und etwas Mut aus Sicht der Hersteller.

Letztlich ist ein Musikinstrument ein Hochleistungsprodukt, das die Grenzen der Herstellung, der Technologie und des oft jahrhundertealten Handwerks überschreitet. Infolgedessen werden immer mehr Instrumente mit einem progressiven Design auf den Markt gebracht.

Was war die Motivation, das Marimbaphon für einen Red Dot Design Award einzureichen?

SK: Die meisten Designs in der Konzertschlagzeugbranche sind sehr konventionell, so dass das Alpha Marimbaphon wirklich heraussticht. Der Red Dot gilt als das weltweit größte Label für die Anerkennung von gutem Design. Wir sind begeistert, dass unsere Teamarbeit mit Adams und KesselsGranger von der internationalen Jury anerkannt wurde. Dies ist nicht nur ein Erfolg für das Team, sondern auch eine Anerkennung, die zur Exklusivität der Instrumente beitragen wird.