Red Dot Gala: Product Design 2025 Start Livestream: 8. Juli, 17:45 Uhr (MESZ)
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Jury

Adriana Monk

Adriana Monk studierte Produktdesign am ArtCenter College of Design in La Tour-de-Peilz, Schweiz, und machte ihren Abschluss in Pasadena, Kalifornien. Ihr erster Karriereschritt führte sie zur BMW Group Designworks USA, und schon nach wenigen Jahren etablierte sie sich als eine der führenden Designerinnen der Automobilbranche für Luxusmarken wie Rolls-Royce, Jaguar und Land Rover. Danach folgte sie ihrer Leidenschaft für die Gestaltung von Jachten. 2008 gründete sie schließlich Monk Design in der Schweiz und legte den Schwerpunkt auf das Design von Performance-Jachten – Exterieur wie auch Interieur – sowie auf exklusive Details und Grafikdesign. Zu ihren Auftraggebern zählen hauptsächlich Privatkunden, für die sie an der Gestaltung von spezifischen Segel- und Motorjachten arbeitet. Maßgeschneiderte Firmenjets gehören inzwischen auch zu ihrem Portfolio von Design in Motion. Mit einem feinen Sinn für ausgewogene Proportionen und Ästhetik überrascht Adriana Monk immer wieder mit neuen, kreativen Lösungen. Ihre Arbeit wurde mehrfach international ausgezeichnet, u. a. mit dem World Superyacht Award, dem Red Dot Award, dem iF Design Award und dem Eurobike Award. Sie lehrte als Gastdozentin am Royal College of Art in London und an der International University of Monaco und war viele Jahre als Jurorin tätig, z. B. bei den Boat International Design & Innovation Awards. Ihr Engagement im Automobilbereich wurde kürzlich durch ihre Berufung in die Jury des renommierten Concorso d’Eleganza Villa d’Este gewürdigt, bei dem sie Oldtimer bewertet. Die Passione Engadina und das Goodwood Festival of Speed stehen dieses Jahr auch in ihrem Kalender.

Adriana Monk

Red Dot im Interview mit Adriana Monk

Sie sind auf Transportdesign spezialisiert. Wie kam es dazu? Hatten Sie schon immer eine Leidenschaft für Fahrzeuge?

Design liegt mir im Blut: Meine Eltern sind beide Industriedesigner, und so bin ich von klein auf in eine Welt eingetaucht, in der Form und Funktion aufeinandertreffen. Mein Weg ins Transportdesign begann mit meinem ersten Fahrzeugprojekt: dem Innenraumkonzept für den Range Rover. Diese Erfahrung ermöglichte es mir, die Grenzen zwischen Luxus und Funktionalität auszuloten. Der Erfolg dieses Projektes war der Startschuss für eine zehnjährige Karriere im Automobildesign.

Was trieb Sie all die Jahre dabei an?

Sicherlich die Möglichkeit, fortschrittliche Technologien auf Innenraumkonzepte anzuwenden und kreative Visionen in greifbare Erlebnisse zu verwandeln. Ich bin fasziniert von der Herausforderung, kleine Räume so zu optimieren, dass sie größer wirken. Dabei zählt jedes Detail – von der Materialwahl über die Raumführung bis hin zu den Emotionen, die dadurch geweckt werden. „Design in Motion“ ist mein Leitbild: Es spiegelt meine Leidenschaft für Designs wider, die nicht nur ästhetisch sind, sondern durch Bewegung zum Leben erwachen. Diese Philosophie hat meine Arbeit für Marken wie Rolls-Royce, Lincoln, Jaguar, Land Rover und Wally geprägt – und die Markenwerte in Form, Emotion und Materialität übersetzt. Der Einstieg in den Jachtbau war eine natürliche Weiterentwicklung: Skulpturen in Bewegung, die Leistung und Eleganz, Funktion und Poesie in Einklang bringen. Der fließende Übergang von Innen- zu Außenräumen veranlasste mich schließlich, meine Designleistungen auf die Außenproportionen auszuweiten. 
Die Kombination aus Neugier, Kreativität und Bewegung inspiriert und motiviert mich bis heute in meiner Arbeit.

Doch auch das Automobildesign hat Sie nie losgelassen …

Meine Liebe zu Automobilen wurde in Italien geweckt, wo ich umgeben von legendären Autos wie dem Alfa Romeo Giulia und dem Fiat 600 aufgewachsen bin. Auch heute noch schätze ich dieses Erbe sehr und fahre den klassischen Fiat 500 meiner Mutter aus dem Jahr 1969.

Ein weiterer Ihrer Schwerpunkte ist die Entwicklung beeindruckender Performance-Jachten. Was ist dabei die besondere Herausforderung?

Das Design von Hochleistungsjachten ist eine einzigartige und faszinierende Herausforderung. Die Anforderungen des Rennsports mit dem Komfort eines gehobenen Lebens an Bord auf begrenztem Raum in Einklang zu bringen – diese Dualität inspiriert mich.
Sicherheit steht bei jeder Entscheidung an erster Stelle, aber die eigentliche Herausforderung ist die Anpassungsfähigkeit: Eine Rennjacht, die sich nahtlos in ein Kreuzfahrtschiff verwandeln lässt, muss sowohl funktional als auch ästhetisch sein.
Ich strebe nach minimalistischen Designs, bei denen die Komplexität hinter eleganter Schlichtheit verborgen ist. Das bedeutet, dass jedes Element – von den Möbeln über die Stauräume bis hin zur Bewegungsfreiheit – auch unter Druck nahtlos und intuitiv funktionieren muss.

Wie wichtig ist Materialität in Ihren Entwürfen? Haben Sie bereits während des Entwurfsprozesses bestimmte Oberflächen im Sinn?

Materialität ist für meinen Designansatz von zentraler Bedeutung. Innovative Strukturmaterialien regen oft dazu an, neue Formen zu erkunden. Es liegen Schönheit und Ehrlichkeit darin, Materialien so zu würdigen, wie sie sind. Deshalb ziehe ich es oft vor, das Strukturmaterial sichtbar zu lassen, statt es zu verbergen. Manche Oberflächen eignen sich von Natur aus für bestimmte Materialien, während taktile, strukturierte Flächen das emotionale Erleben verstärken.

Wie gehen Sie an diese Auswahl heran?

Ich arbeite mit einer sorgfältig ausgewählten Palette moderner Materialien und Farben. Letztlich muss ich die Vision des Kunden respektieren, um etwas Individuelles und zugleich Zeitloses zu schaffen. Jachtinterieurs sind von Natur aus komplex, daher suche ich nach visueller Klarheit und Ruhe durch Einfachheit – damit Formen, Oberflächen und Licht leise, aber zielgerichtet sprechen können.

Auch die Lichtplanung ist ein wichtiger Faktor in Ihrer Arbeit, oder?

Die Nutzung des natürlichen Lichts und eine sorgfältige Planung der Beleuchtung sind unerlässlich. Clevere und elegante Beleuchtungslösungen können einen Raum definieren und seine Funktionalität verbessern, indem sie die Architektur betonen und eine warme, einladende Atmosphäre schaffen.

„Details sind nicht Details. Sie machen das Design aus.“ Trifft dieses Zitat von Charles Eames auch auf Ihre Entwürfe zu?

Dieses Zitat von Charles Eames fasst meine persönliche Designphilosophie perfekt zusammen. In meiner Arbeit, besonders bei minimalistischen Innenräumen, bestimmen oft die Details die Essenz des Designs. In einer klaren, zurückhaltenden Gesamtkomposition sind die kleinen Elemente entscheidend: Die Nähte, die Materialübergänge, die Präzision der Verbindungen – all das wirkt zusammen und wertet das Gesamterlebnis auf. Ausgewogenheit ist entscheidend. Details dienen nicht der Ablenkung, sondern der Vereinheitlichung – sie schaffen Kohärenz und Raffinesse. Durch die sorgfältige Auswahl der hervorzuhebenden Details bleibt das Design harmonisch, wobei jede Komponente das Ganze unterstützt, statt um Aufmerksamkeit zu konkurrieren. In besonders schlicht gehaltenen Räumen sprechen diese durchdachten, gut ausgeführten Details – sozusagen – leise am lautesten.

Budgets sind sicherlich kein großes Thema bei Ihren Projekten. Gibt Ihnen das die Freiheit, zukunftsweisende Ideen umzusetzen?

Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Budgets bei luxuriösen Projekten keine Rolle spielen. Design kann sich entfalten, wenn Ressourcen für neue Materialien und innovative Technologien strategisch eingesetzt werden. So können Kreative Grenzen verschieben und wirklich zukunftsweisende Designlösungen umsetzen, um etwas Einzigartiges und Individuelles zu schaffen.

Welche radikalen Veränderungen sehen Sie in der Automobilbranche? Hat die E-Technologie viel verändert oder spielt sie keine große Rolle für das Design?

Die E-Technologie hat das Automobildesign grundlegend verändert: Sie beeinflusst nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern hat auch den Innenraum befreit. Flache Böden (ohne Mitteltunnel) und geräumige Kabinen definieren unser Mobilitätserlebnis neu.
Die Herausforderung der Integration ist faszinierend: Unsere Smartphones werden Fahrzeuge in Bezug auf Updates und Personalisierung immer übertreffen – für die Kundenbindung ist es daher entscheidend, nahtlose Übergänge zwischen diesen Ökosystemen zu schaffen. Große Flachbildschirme sind inzwischen überall zu finden, und das Problem von Fingerabdrücken ist offensichtlich. Die eigentliche Chance aber liegt in der Optimierung der Benutzeroberfläche.
Der Wandel zur autonomen Mobilität wird noch radikaler sein. Wir entwerfen keine Cockpits mehr, sondern Lebensräume für eine Generation, die möglicherweise nie einen Führerschein brauchen wird. Es ist ein spannender Paradigmenwechsel, der alle bisherigen Annahmen über Automobildesign infrage stellt.

Sie sind seit mehreren Jahren Mitglied der Red Dot Jury. Ist das für Sie immer noch spannend und inspirierend?

Jurymitglied beim Red Dot Award zu sein, ist eine Ehre und nach wie vor einer der spannendsten Aspekte meines Berufsalltags. Jedes Jahr blicke ich auf Design und Innovation aus einer neuen Perspektive, was den eigenen Erfahrungsschatz frisch hält und bereichert. Das Red Dot-Team führt den gesamten Prozess von Anfang bis Ende vorbildlich durch und verdient große Anerkennung für die sorgfältige Vorbereitung, die Liebe zum Detail und die makellose Umsetzung. Dieses Engagement für Spitzenleistungen setzt einen Maßstab, der in der gesamten Branche Nachahmer finden sollte. Am meisten schätze ich die intensiven, tiefgründigen Diskussionen unter den Jurymitgliedern. Das ist Designdialog in Reinform: rigoros, leidenschaftlich und kooperativ.

Und zu guter Letzt: Sie entwerfen Fahrzeuge für Wasser, Straße und Luft – wie sind Sie persönlich am liebsten unterwegs?

In der Reihenfolge meiner Vorlieben würde ich mit Wasser beginnen, da ich eine passionierte Seglerin bin und gerne an Regatten teilnehme – ob Superjachten oder Klassiker. Ich habe das Glück, Crewmitglied auf der Tuiga zu sein, einer Jacht von William Fife aus dem Jahr 1909. Das ist eine wahre Ikone des zeitlosen Designs, der Leistungsstärke und Eleganz. An Land flitze ich auf meiner Vespa herum, das ist effizient und gibt mir ein Gefühl von Freiheit. Mein 911er bietet wiederum unvergleichlichen Fahrspaß mit gleichermaßen Kraft und Anmut, egal ob auf Alpenpässen oder Küstenstraßen. Aufgrund von Kundenbesuchen, Werftbesichtigungen und Jurysitzungen dominieren Flugreisen meinen Terminkalender, weshalb ich viel zu viel Zeit auf Flughäfen verbringe. Doch trotz der Routine inspirieren mich Reisen zu verschiedenen Zielen immer wieder aufs Neue. Nichts kann den Wert des persönlichen Austauschs ersetzen.