Designerprofil

Timur Tukhvatullin — Ein Problem ist eine Muse.

Timur Tukhvatullin ist Mitbegründer von Showroom Labs. Er ist dort u. a. dafür verantwortlich, wie das Produkt funktioniert, aussieht und entwickelt wird – und ist ein autodidaktischer Designer. Seit 2007 ist er freiberuflich tätig und hat in einer Vielzahl von Unternehmen gearbeitet, von Boutique-Designstudios und kleinen Start-ups bis hin zu global tätigen IT-Konzernen. Er genießt es, an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen zu arbeiten, glaubt, dass es wertvoll ist, seine Fähigkeiten über das Design hinaus zu erweitern und mag komplexe Aufgaben, die Nachdenken und Ausprobieren erfordern. Er liebt es, wertvolle, benutzbare und qualitativ hochwertige Tools für Menschen zu entwickeln – und das ist es, was er tut.

Timur Tukhvatullin im Interview mit Red Dot

Red Dot: Warum sind Sie Designer geworden?
Timur Tukhvatullin: Ich interessiere mich dafür, seit ich ein Kind war. Ich kritzelte gerne Logos von Computerspielen und Musikbands mit farbigen Gelstiften und versuchte, so viel Ähnlichkeit wie möglich zu erzielen. Ich liebte es, Ornamente und abstrakte Symbole zu zeichnen. Aber in der Welt meiner Kindheit gab es kein Design. Niemand wusste, was das war. Später, als ich in meinen 20ern war, schlug mir ein Freund vor, eine Website für das Unternehmen zu erstellen, in dem er zu dieser Zeit arbeitete. Also erstellte und verkaufte ich meine erste Website – und dann die zweite. Ich verliebte mich in die Branche und begann, nach Wegen zu suchen, um besser zu werden. So hat alles angefangen. Kurz gesagt, ich liebe, was ich tue, und kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu tun.

Welche Chancen und Bedrohungen hat die Digitalisierung für der Welt des Designs?
Die Digitalisierung kann Menschen zusammenbringen, aber sie birgt auch die Gefahr unüberschaubaren Informationen.

Was bedeutet Design für Sie persönlich?
Vor einiger Zeit hat mich das Buch „Design for the Real World“ von Victor Papanek stark beeinflusst. Bis heute versuche ich, Design als bewusstes und intuitives Bemühen um eine sinnvolle Ordnung zu betrachten und anzugehen.

Inwieweit verändert sich Design Ihrer Meinung nach durch neue Technologien?
Ungefähr so viel, wie die Technologie die Menschen im Allgemeinen beeinflusst. Manche weniger, manche mehr. Einerseits beschleunigen und vereinfachen die neuen Technologien einige Teile der Arbeit. Zugleich entwerten sie diese aber auch. Andererseits eröffnen neue Technologien neue Arbeitsbereiche und lassen Teildisziplinen entstehen, die es vorher nicht gab. Verändern sie das Design? Ich bin mir nicht sicher. Ich hoffe, dass Begriffe wie Nützlichkeit, Qualität, Schönheit, Einfachheit, Klarheit und Einzigartigkeit uns noch lange begleiten werden, unabhängig vom technischen Fortschritt.

Was verstehen Sie unter gutem Kommunikationsdesign?
Für mich ist dies das Design, das die perfekte Balance zwischen der Lösung der Aufgabe, der Integration in die Umgebung und der Erregung von Aufmerksamkeit gefunden hat. Die Aufgabe ist gelöst, die Botschaft ist angekommen, aber niemand hat ihr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Es funktionierte so natürlich und nahtlos wie möglich.

Was macht Ihre Arbeit einzigartig?
Es gibt ein paar Dinge, die wir anders machen. Wir haben angefangen, weil wir glaubten, dass es einen anderen Ansatz für die Entwicklung von Werkzeugen geben könnte. Dass es möglich ist, seinen eigenen Weg zu gehen, anstatt alles nach Vorschrift und auf der Grundlage von Kompromissen zu tun. Was in unserem Prozess den Unterschied macht, ist, dass wir sehr interdisziplinär arbeiten. Wir steuern mehrere Fachdisziplinen gleichzeitig. Das hilft uns, Zeit zu sparen und schneller voranzukommen. In Sachen Design und Produktentwicklung scheuen wir uns nicht, Dinge neu zu erfinden, neue Ideen auszuprobieren und viel zu testen. Nicht selten schießt es dann in die Höhe.

„Ein Problem ist eine Muse.“