Interview mit Otmar Horl, Julian Ruf
Horl 1993 GmbH
Red Dot: Sie sagen, dass ein paar elegante und präzise Linien ausreichen, um einen neuen Lamborghini zum Leben zu erwecken. Welche Linien definieren den Revuelto?
Die Lamborghini-Design-DNA lebt von einer markanten, aus der Distanz sofort erkennbaren Silhouette. Beim Revuelto wird sie durch eine einzige, spannungsvoll geführte Mittellinie definiert – ein klarer Bogen in der Seitenansicht. Auch von vorn und seitlich ist ein Lamborghini schon aus der Ferne unverwechselbar: die geneigte Seitenfensterlinie, das flache Kabinenprofil – typisch Lamborghini. Und im Rückspiegel wirkt der Revuelto wie ein fliegendes Raumschiff. Diese Grundproportionen prägen den Charakter. Ergänzt wird das durch prägnante Linienführungen, die sich an der Y-Form als gestalterischem Rhythmus orientieren – ein durchgängiges Prinzip, das das gesamte Fahrzeug umgibt.
Wie haben Sie Tradition und Wandel beim ersten V12-Plug-in-Hybrid von Lamborghini in Einklang gebracht?
Wir wollten den Antrieb auf eine Weise inszenieren, wie man sie sonst nur von Motorrädern kennt – offen, direkt und mutig. Für einen Supersportwagen ist das die ehrlichste und zugleich eindrucksvollste Art, einen Motor zu gestalten. Ganz einfach gesagt: „We dress the power“ – wir kleiden die Kraft ein. Die Seitenlinie zeigt allein durch ihre Form, wo der Motor sitzt.
„Revuelto ist sichtbares Adrenalin“, haben Sie einmal gesagt. Welches Designdetail bringt dies am besten zum Ausdruck?
Ich würde sagen, es ist die Rückansicht: Vom sechseckigen Auspuffsystem geht der Blick durch den Motorraum bis zur Heckscheibe, durch die man die Y-förmige Mittelkonsole erkennt, die an ein Alien erinnert. Diese Blickachse entfaltet pure Adrenalinwirkung. Aber eigentlich ist das Design des Revuelto aus jeder Perspektive adrenalingeladen. Vom Tagfahrlicht bis zur seitlichen Lufteinlassform wurde dieses Gestaltungselement sehr konsequent eingesetzt.
