
Beijing Jiaotong University and Central Academy of Fine Arts

Zwei Jahre lang erforschte ein Team aus Hochschule und Wirtschaft die Steinreliefs der Han-Dynastie und erschuf eine Wanderausstellung und ein Markendesign, die die Kunstwerke, ihre Motive und narrative Logik auf zeitgemäße Art neu interpretieren. So entstand ein immersives Ausstellungserlebnis, das durch moderne Gestaltung die Relevanz dieser Epoche für ein heutiges Publikum erfahrbar macht.
Interview mit Prof. Donglin Wang
Red Dot: Worin genau bestand Ihre Aufgabe bei diesem Projekt?
Wir sollten eine medienübergreifende Ausstellung zur Ästhetik des Han-Stils schaffen, die Kultur von damals ins Heute übersetzen, mit moderner Technologie ein besonderes Erlebnis kreieren und eine Marke aufbauen. Von den Steinreliefs, Lackarbeiten und Fliesen haben wir Symbole abgeleitet und sie in eine zeitgemäße visuelle Sprache überführt. Durch die Darstellung in Pixeln und eine dynamische Visualisierung konnten wir die Ästhetik der Han-Dynastie auf digitale Medien übertragen.
Warum haben Sie sich für eine Pixel-Ästhetik entschieden?
Da hier eine digitale Präsentation im Vordergrund stand, korrespondierten Pixel ganz natürlich mit der Technik. Die aus Farbblöcken bestehende Formensprache löst zudem die Distanz zu den alten Relikten auf und verwandelt den altertümlichen Charme der Steinreliefs in visuelle Symbole, die von einem heutigen Publikum besser verstanden werden. Doch die Reliefs der Han-Dynastie beruhen auch selbst auf einem modularen System, denn die Handwerker schufen Muster auf einzelnen Steinen und fügten sie dann zusammen, um mit Bildern Geschichten zu erzählen. Diese Logik, aus Teilen ein Ganzes zu erschaffen, findet sich auch in der Pixel-Kunst.
Wie hat die Han-Ästhetik weitere Designentscheidungen beeinflusst?
Das Farbsystem wurde zwar an die Bildschirme angepasst, beruht aber auf den erdigen Pigmentfarben der Reliefs und die Hauptfarben orientieren sich an den schwarz-weißen Darstellungen auf Lackarbeiten und Wandmalereien. Die fließende Vitalität, die man in vielen Motiven sieht, etwa galoppierende Pferde, übersetzten wir in ein dynamisches Narrativ und inhaltliche Module formen ganze Geschichten, wodurch eine Hierarchie erkennbar wird und Informationen besser gelesen werden können.
Wie hat die Arbeit an diesem Projekt Ihre eigene Sicht verändert?
Unser Auftrag lautete, die Kultur der Han-Dynastie erlebbar zu machen. Doch je mehr wir in die Historie und die Ästhetik eintauchten, desto mehr wurde uns die Vitalität dieser Kultur bewusst. Die Gedanken dieser altertümlichen Menschen zum Leben, der Natur und dem Universum sind unmittelbar mit dem Wunsch heutiger Menschen verbunden, die Welt zu entdecken.


