Red Dot Award: Product Design

Red Dot Design Yearbook 2021/22

Das Red Dot Design Yearbook 2021/22 präsentiert alle ausgezeichneten Produkte. Darüber hinaus werden das Red Dot: Design Team of the Year, die Jury und die Red Dot: Best of the Best-Sieger in Interviews vorgestellt.

State of the Art im Produktdesign

Vier Bände, rund 2.000 Seiten und 10.000 Exemplare – das Red Dot Design Yearbook 2021/22 präsentiert die prämierten Produkte des Red Dot Award: Product Design 2021. Damit bietet es einen einzigartigen Überblick über den State of the Art im Produktdesign. Von „Living“ über „Doing“ und „Working“ bis hin zu „Enjoying“ – in jedem der Bände wird ein bestimmter Bereich thematisiert. Nicht nur inhaltlich ergänzen sich die Bücher: Die ganze Welt des Designs erleben Sie mit allen vier Bänden. Stehen sie nebeneinander im Regal, so kommt die Besonderheit des Covers zum Tragen. Die Buchrücken zeigen den roten Punkt, das Siegel für gutes Design.

Ein weiteres Highlight der Publikation sind die Interviews: So sprach Red Dot mit Roland Heiler und Christian Schwamkrug von Studio F. A. Porsche, dem Red Dot: Design Team of the Year 2021, über Markenwerte, den Schlüssel zum Erfolg, Nachhaltigkeit und Herausforderungen im Arbeitsalltag. Die Designer hinter den besten Produkten des Jahres werden im Rahmen von individuellen Interviews vorgestellt. Die Juroren des Wettbewerbs präsentieren darüber hinaus die Produkte, die sie besonders beeindruckt haben.

Die Designer hinter den besten Produkten des Jahres im Interview

Die Hersteller und Designer, die einen Red Dot: Best of the Best erhalten haben, werden allesamt im Red Dot Design Yearbook 2021/22 portraitiert. Im Interview stellen sie ihre Arbeit und ihre Philosophie vor. Eine Auswahl:

Alberto Meda über den von ihm gestalteten Heizkörper „Step-by-Step“

Red Dot: Welches Problem löst Step-by-Step?
Alberto Meda: Die Idee war, einen Heizkörper mit einer sehr schlichten Erscheinung zu schaffen, der so nah wie möglich an der Wand angebracht werden kann. Ich musste die Winkel der Rippen ändern und so viel Funktion wie möglich integrieren, um eine weniger aggressive Optik zu erzielen.

Wie gehen Sie an ein neues Produkt heran?
Anfangs ist das Wesentliche, sich für die Beziehung zwischen den verschiedenen Produktkomponenten und die Beziehung zwischen dem Produkt und dem Benutzer zu interessieren und nicht zu sehr auf die Form fixiert zu sein. Wenn man sich auf die Beziehungen konzentriert, offenbart sich die Form schlussendlich von selbst. Das ist nicht etwas, das man sich ausdenkt, sondern es passiert einfach.

Step-by-Step bietet zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten. Wie wichtig ist Flexibilität?
Flexibilität ist heute von entscheidender Bedeutung, da wir alle abhängig von unseren Gewohnheiten und unserer Kultur eine andere Beziehung zum Produkt haben. Daher ist es ausschlaggebend, Produkte mit einem gewissen Spielraum zu gestalten.

Haben Sie ein vorrangiges Ziel, das Sie mit Ihrer gesamten Gestaltungsarbeit anstreben?
Leichtigkeit ist ein Paradigma meiner Denkweise geworden. Und ich versuche, ein schlichtes Erscheinungsbild zu schaffen, auch wenn ich komplexe Technologien einsetze, um ein Problem zu lösen, denn als Nutzer will man nicht wissen, was im Inneren vor sich geht. Als Nutzer will man nur eine einfache Beziehung zum Objekt – und diese Einfachheit ist gelöste Komplexität.

Was zeichnet zeitgenössisches italienisches Design aus?
Das ist schwer zu sagen, da wir unterschiedliche Ansätze haben. Aber wahrscheinlich ist ein humanistischer Ansatz Teil unserer Denkweise. Man nutzt seine Kreativität, seinen Erfindungsgeist und versucht, eine Lösung zu finden, die das Leben verbessert.

Sina Sohrab and Joseph Guerra von Visibility über ihren Arbeitsalltag

Red Dot: Wie würden Sie die übergreifende Formensprache von Visibility beschreiben?
Sina Sohrab: Wir bemühen uns, alle Produkte, die wir in Auftrag nehmen, auf die notwendigen Bestandteile zu reduzieren und dabei eine gewisse Vertrautheit für den Verbraucher zu bewahren. Dann bringen wir etwas ein, das vorher nicht da war.

Wie schaffen Sie es, ein solches Produkt zu gestalten?
Joseph Guerra: Egal ob es sich um einen Besen oder ein Waschbecken handelt, schauen wir uns die Geschichte dieses Objekts an, um seinen Ursprung zu verstehen und wie es seine aktuelle Form erlangt hat. Dann versuchen wir, etwas davon zu nehmen und es zu verfeinern, bis es sich gewagt, nützlich, aber irgendwie auch radikal neu anfühlt.

Welche Fragen stellen Sie zu Beginn eines Gestaltungsprozesses?
Guerra: Ich denke darüber nach, warum es ein bestimmtes Produkt überhaupt gibt. Dann frage ich mich, warum es so geformt ist, wie es geformt ist, warum es mit dem Material gefertigt wird, aus dem es typischerweise besteht, und ich versuche herauszufinden, wie wir etwas verbessern können.

Sohrab: Diese Art des Hinterfragens führt dazu, dass man frühzeitig Entscheidungen trifft. Wir haben Beam als eigenständiges Objekt konzipiert. Es hat seine eigene Ausstrahlung im Badezimmer, anstatt ein architektonisches Element zu sein, das verblasst.

Was inspiriert Sie bei Ihrer Arbeit am meisten?
Guerra: Ich liebe alltägliche Produkte, die auf eine gewisse Weise fast ungestaltet zu sein scheinen, als ob sie schon immer existieren. Ich finde mehr Produkte dieser Art, wenn ich ins Ausland reise.

Sohrab: Mir geht es genauso. Die Alltagsroutine ist für mich auch interessant: Menschen dabei zu beobachten, wie sie durch ihren Tag gehen und wie sie mit Gegenständen umgehen.

Carlos Madrid III von Skidmore, Owings & Merrill über die Außenleuchten-Kollektion „Nebula“

Red Dot: Können Sie Ihre Rolle im Nebula-Projekt beschreiben?
Carlos Madrid III: Das Projekt war ein sehr gemeinschaftliches zwischen dem Hersteller, dem Lichtdesigner und mir als Architekturdesigner. Wir waren relativ gleichwertig beteiligt. Das war fabelhaft.

Was waren die ersten Schritte im Gestaltungsprozess?
Wir haben eine Umfrage durchgeführt, um zu verstehen, was vom Markt gebraucht wird. Nachdem wir herausgefunden hatten, wie das Produkt aussehen sollte, haben der Lichtdesigner, ich und mein Team viele verschiedene Möglichkeiten ausprobiert. Als nächstes ging es darum, die Anpassungsfähigkeit, die Flexibilität und die Frage zu klären, wie wir die meisten Optionen anbieten können. Die Art und Weise, wie wir zwischen den drei verschiedenen Gruppen zu einer Lösung kamen, war sehr fließend. Es war ein großartiger Prozess.

Welche Rolle spielte der Betrachter in Ihrem Konzept in Bezug auf das ikonische Erscheinungsbild?
Die Ästhetik war sehr wichtig. Wir haben uns die Freiheit genommen, den Kopf der Leuchte etwas zu verlängern, um sicherzustellen, dass das Verhältnis stimmt und die Ausdrucksform anders ist als das, was bereits auf dem Markt ist. Wir wollten aber nichts Übertriebenes, das veraltet. Wir haben uns auch gefragt, wie das Beleuchtungssystem tagsüber aussehen würde. Das hat ebenfalls die Gesamtform und Materialität bestimmt.

Was sollte Ihrer Meinung nach bei einer öffentlichen Beleuchtungslösung besonders wichtig sein?
Sie muss ihre Umgebung respektieren und versuchen, so klassisch und zeitlos wie möglich zu sein. Wir wollen unsere Städte nicht nur heute, sondern auch morgen verschönern, denn das Beleuchtungssystem wird 20, 30 oder vielleicht noch mehr Jahre bestehen bleiben.

Takanori Shimazoe, Bowen Peng, Rina Ogata und Atsushi Toyohara von TOTO über ihre Gestaltungsansätze

Red Dot: Wie würden Sie den Wiedererkennungswert Ihrer Produkte beschreiben?
Unsere Produkte sind nach dem Life Anew-Konzept gestaltet und gewährleisten Sauberkeit, Wellness und Nachhaltigkeit für unsere Kunden. Als japanische Marke möchten wir auch die japanische Kultur der Sauberkeit mit der Welt teilen.

Wie kreativ kann oder darf Design sein?
Design wird als etwas angesehen, das die Probleme der Menschen löst und auf potenzielle Bedürfnisse reagiert. Wir aber glauben, dass es weit mehr kann. Wir betrachten es als die Aufgabe von Design, eine Zukunft zu schaffen, die noch nicht erdacht wurde, und diese Wirklichkeit werden zu lassen.

Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für Sie?
Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Thema, das die Beziehung zwischen Mensch und Natur betrifft. Wir können eine nachhaltige Gesellschaft nur erreichen, wenn Menschen verschiedener Länder und Regionen zusammenarbeiten, indem sie einander respektieren und verstehen.

Welche Chancen sehen Sie in der künstlichen Intelligenz und der Digitalisierung der Gesellschaft?
Es ist eine Chance, die menschliche Produktion bis zur Gegenwart neu zu betrachten. Wir werden in Zukunft mehr Zeit für kreative Tätigkeiten haben, und durch KI können neue Formen der Kreativität entstehen. Auch das Konzept der Kommunikation selbst muss revolutioniert werden. Die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, ändert sich bereits sehr schnell, und der Beginn der Kommunikation zwischen Menschen und KI sowie zwischen zwei Formen von KI wird weitere Veränderungen in der Vielfalt unserer Gesellschaft mit sich bringen.