Designerprofil

SERVICEPLAN GERMANY

Forever Young

1970 als klassische Werbeagentur gegründet, ist SERVICEPLAN GERMANY heute der Inbegriff von stetigem und erfolgreichem Wandel: Vorausschauende Unternehmensentscheidungen führten über die Jahre zu Häusern der Kommunikation, die alle Kommunikationsdisziplinen unter einem Dach vereinen, den Spezialisierungen jedoch unter eigenen Unternehmensmarken eine jeweils eigenständige Identität belassen. Mit 23 Standorten und weiteren Partnerschaften ist SERVICEPLAN GERMANY als inhaber- und partnergeführte Agenturgruppe in 34 Ländern vertreten.

Lichtblick in der Pandemie

Kampagnen mit Leben zu füllen und Emotionen zu erzeugen, bedeutet bei SERVICEPLAN GERMANY auch, ungewöhnliche Wege zu gehen und den Mut des Auftraggebers mit einzigartigen Lösungen zu belohnen. In enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Kunden entstehen dabei mitunter echte Herzensprojekte wie die Kampagne „The Wish“ für PENNY, die viele kreative Disziplinen von der Regie über Kamera bis hin zu Cast, Schnitt und Musik vereinte.

SERVICEPLAN GERMANY im Interview mit Red Dot

Red Dot: Für Penny entstand eine Weihnachtskampagne, die die Einschränkungen der Jugendlichen während der Pandemie thematisiert. War das ein Thema, das Ihnen auch selbst am Herzen lag?
SERVICEPLAN GERMANY: Selbstverständlich. Neben Werber*innen sind wir natürlich auch Väter, Tanten und Onkel und waren alle selbst mal sechzehn. Uns ist aufgefallen, dass die Aufmerksamkeit – gerade am Anfang der Pandemie – stark auf den älteren Menschen lag, berechtigterweise. Aber niemand hat darüber gesprochen, dass so viele Jugendliche während Corona prägende Lebenserfahrungen verpassen. Wir haben uns an unsere Jugend zurückerinnert und sind rückblickend dankbar für alle Erfahrungen, die wir machen konnten. Dass eine ganze Generation diese nun verpasst, hat uns zutiefst bewegt – aber auch unseren Kunden PENNY, der jeden Tag da war, als alles sonst geschlossen hatte, und selbst viele Azubis beschäftigt. So war dem gesamten Team sehr schnell klar: Wir wollen Jugendlichen etwas zurückgeben, mit dem Film und auch in der Realität. So entstand die Idee, 5000 unvergessliche Erlebnisse zu verschenken.

Der Film geht vor allem aufgrund seiner Nahbarkeit unter die Haut – war von Beginn an klar, dass es ein Kammerspiel werden muss?
Wir hatten anfangs nur das Skript. Weil wir uns einig waren, dass wir dem intimen Monolog der Mutter möglichst viel Raum geben müssen, kam die Idee eines Kammerspiels auf. Marcus Ibanez und Iconoclast haben dieses dann auf ganz besondere Art zum Leben erweckt.

Dem Guten Raum geben

Neben innovativen Lösungen für Industrie und Wirtschaft entstehen bei SERVICEPLAN GERMANY auch immer wieder Projekte, die von sozialen Anliegen geprägt sind. So ist „Freedom Grams“ eine Initiative, die auf die vielen Häftlinge in den USA aufmerksam macht, die aufgrund Cannabis-Besitzes verurteilt wurden, obwohl dieser inzwischen weitestgehend legalisiert wurde. „Dot Go“ ist wiederum eine sehr komplexe App zur Objektinteraktion und damit eine Erleichterung für sehbehinderte und blinde Menschen. Zwei unterschiedliche Aufgaben, die eines verbindet: Eine praxisorientierte Lösung, die über den Tellerrand hinaussieht.

SERVICEPLAN GERMANY im Interview mit Red Dot

Red Dot: Sowohl "Freedom Grams" als auch "Dot Go" widmen sich gesellschaftlichen Anliegen. Ist es Ihnen als Kreative auch persönlich wichtig, Antworten auf soziale Fragen zu finden?
SERVICEPLAN GERMANY: Wir sind in jedem Fall motiviert, Kreativität für das Gute einzusetzen. Bei den beiden angesprochenen Projekten versuchten wir ganz konkret, innovativen Startups eine Plattform zu geben, um weiter Gutes für die Welt zu tun.

Bei „Freedom Grams“ handelt es sich um eine Awareness-Kampagne, die zu Solidarität aufruft. Worin lag Ihre Lösung?
Für Freedom Grams entwickelten wir eine Plattform, auf der jeder Aufkleber erstellen kann. Auch Cannabis-Händler bzw. -züchter können diese Label für ihre eigenen Produkte verwenden. Auf diese Weise möchten wir Cannabiskonsumenten die Widersprüche und die Ungerechtigkeit dieser Problematik ins Bewusstsein rufen. Konkrete Zahlen sollen hier Emotionen auslösen.

Für „Dot Go“ entstand eine digitale Lösung, die den Alltag sehbehinderter und blinder Menschen erleichtert. Wie sind Sie an diese Aufgabe herangegangen?
Bei der Recherche bestehender Lösungen in puncto Barrierefreiheit kristallisierte sich heraus, dass es wichtig ist, die Personalisierbarkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Genau das macht „Dot Go“ zu mehr als nur einer App. Es ist ein Toolkit der Barrierefreiheit, mit dem Betroffene selbst aktiv werden können, anstatt Standardeinstellungen zu verwenden.

Wie tief müssen Kommunikationsdesigner heute in die Technik eintauchen, um Machbarkeit, Ästhetik und Funktionalität in Einklang zu bringen?
Designer müssen zunächst alles über bestehende Lösungen lernen und dann die stigmatisierten Aspekte der Technologie vergessen. Durch die Teilnahme an Fokusgruppen und Zugänglichkeitsaudits müssen Designer die jeweiligen Einschränkungen verstehen – und wie man sie umgehen kann.

Futuristische Bauweise

In einem aufwendig produzierten Spot für O2 bleibt dem Zuschauer kaum Zeit zum Luftholen: Die rasante Handlung erforderte dabei ein enges Zusammenspiel zwischen Serviceplan, O2, dem Regisseur, der Filmproduktion und der VFX-Postproduction. In gerade einmal zwei Monaten und im ständigen Austausch zwischen Hamburg, München, Berlin und São Paulo wurde die außergewöhnliche Vision mit einem passionierten Team und detailreichem Set-Design zum Leben erweckt.

SERVICEPLAN GERMANY im Interview mit Red Dot

Red Dot: In „Every Home“ wird das Storytelling extrem verdichtet. Wie kam es zur grundlegenden Idee, alle Architektur- und Wohnstile in wenigen Filmminuten zu verknüpfen?
SERVICEPLAN GERMANY: Das Nächstliegende wäre gewesen, einen Vignetten-Spot zu kreieren, in dem die unterschiedlichen Wohnsituationen und Use-Cases gezeigt werden. Unser Anspruch war es aber, etwas noch nicht Gesehenes zu schaffen. Einen Use-Case-Film, der nicht daherkommt wie ein klassischer Use-Case-Film, sondern in eine simple, nachvollziehbare Story mit einem ikonischen Key-Visual eingebettet ist, das in den Köpfen hängen bleibt.

Worin lag dabei die größte Herausforderung?
Sie bestand darin, die unterschiedlichen Wohnformen und Lichtsituationen bei Tag bis Nacht in das Gesamtgefüge des Key Visuals zu integrieren – um am Ende einen stimmigen architektonischen Gesamteindruck zu haben, ohne Abstriche bezüglich Realismus und Plausibilität zu machen. Um die architektonische Wahrnehmung der Gesamtstruktur zu unterstützen, gab es Aufnahmen, in denen reale Bilder mit CGI-Elementen und visuellen Effekten sowie mit komplett künstlich generierten Sets kombiniert wurden.

Visionen visualisieren

Recycling ist gut, Vermeidung ist besser – diese Botschaft möchte Dash kommunizieren. Hierfür realisierte SERVICEPLAN GERMANY gemeinsam mit 3D-Artist Jan Ruppert einen Animationsfilm, der unterhält und zugleich unter die Haut geht. Der ungewöhnliche Papier-Look entspringt dabei den Produkten selbst: Dash konzentriert sich auf innovative Papierverpackungen.

SERVICEPLAN GERMANY im Interview mit Red Dot

Red Dot: Warum fiel die Wahl bei „Vision Plasticfree“ auf einen Animationsfilm?
SERVICEPLAN GERMANY: Beim Thema Klimawandel und Umweltschutz läuft man schnell Gefahr, mit erhobenem Zeigefinger zu agieren. Belehrung und unnötige Schwere bewirken aber oft, dass die Leute aussteigen oder sich abwenden. Daher war es uns wichtig, dass das Video nicht faktenlastig ist, sondern die Menschen mit Humor, Musik und emotionalem Storytelling zum Weitererzählen und Handeln bewegt.

Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit inzwischen bei Ihren Kunden?
Je deutlicher uns die Folgen des Klimawandels bewusst werden, desto wichtiger wird Nachhaltigkeit für unsere Kunden. Gerade in den letzten Jahren hat sich da viel getan. Das zeigt sich nicht nur in den Themen der Kommunikation; Nachhaltigkeit und Klimaneutralität spielen auch bei unseren Produktionen eine große Rolle.

Kann das Thema nur vorangetrieben werden, indem man die Gesellschaft emotional packt?
Nicht per se, aber der emotionale Aspekt spielt bei dem Thema natürlich eine große Rolle. Nur, wenn uns etwas berührt, bewegen wir uns. In der Kommunikation ist es aber wichtig, dass die Botschaft authentisch und der Absender glaubwürdig ist. Dann kann die Geschichte auch mit einer gewissen Leichtigkeit erzählt werden.

Alle ausgezeichneten Projekte

Der Erfolg von SERVICEPLAN GERMANY spiegelt sich auch in den zahlreichen Auszeichnungen im Red Dot Award: Brands & Communication Design wider: