Designerprofil MIXED.Industries B.V.

Red Dot: Wie ist es Ihnen gelungen, eine funktionelle Mobilitätshilfe in ein elegantes Accessoire zu verwandeln?

Liridon Mahalla: Wir haben den Gehstock nicht als medizinisches Hilfsmittel betrachtet, sondern als persönlichen Gegenstand – vergleichbar mit einer Uhr oder einer Brille. Jede Designentscheidung folgte der Leitfrage: Würde sich jemand stolz fühlen, diesen Stock in der Öffentlichkeit zu tragen? Deshalb setzten wir auf klare Linien, hochwertige Materialien und eine zeitlose Farbpalette, die sowohl zur Mode als auch zum individuellen Stil passt. Die ausgewogenen Proportionen erinnern eher an ein Designobjekt als an ein klinisches Produkt. Selbst Verpackung und Präsentation wurden gezielt auf diesen Lifestyle-Ansatz abgestimmt. Für uns schließen sich Eleganz und Funktionalität nicht aus. So wird der Gehstock nicht mehr als Symbol einer Einschränkung wahrgenommen, sondern als Ausdruck von Individualität.

Inwieweit kann gutes Design dazu beitragen, Vorurteile und Stigmatisierung zu reduzieren, etwa im Kontext von Altersdiskriminierung?

Dave Boeren: Gutes Design kann tiefgreifend auf gesellschaftliche Wahrnehmungen wirken. Weltweit zögern Millionen von Menschen, frühzeitig einen Gehstock zu nutzen, weil sie Angst vor Stigmatisierung haben – ein Zögern, das unnötige Verletzungen und den Verlust von Mobilität und Selbstvertrauen nach sich zieht. Indem wir den Gehstock so gestalten, dass Menschen ihn als Statement und nicht als Zeichen von Schwäche sehen, beschleunigen wir den Moment der Akzeptanz. Unser Ziel ist nicht nur, Mobilitätshilfen akzeptabler, sondern begehrenswert zu machen. Ausrufe wie „Cooler Stock!“ zeugen von einem kleinen, aber entscheidenden Wandel. Wenn Stolz Scham ersetzt, handeln Menschen früher, erhalten ihre Unabhängigkeit und verbessern ihre Lebensqualität – und Design wird zum wirkungsvollen Instrument für gesellschaftlichen Wandel.