Red Dot Gala: Product Design 2025 Start Livestream: 8. Juli, 17:45 Uhr (MESZ)
00 days
00 hours
00 minutes

THE allim

Mit Stilllegung eines ehemaligen Wasserturmes ergab sich für Seoul die einzigartige Möglichkeit eines innovativen Stadterneuerungsprojektes. Als Experten für innovative Lösungen im öffentlichen Raum verwandelten THE allim in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Umweltdesigner Ned Kahn das markante Gebäude in einen urbanen Kunstort und schufen zugleich ein neues, beeindruckendes Wahrzeichen der Stadt.

Interview mit Jinyoung Lee

Red Dot: Sie haben einen ehemaligen Wasserturm in ein beeindruckendes öffentliches Kunstwerk verwandelt. Wie verlief dieses Projekt?

Der 1986 erbaute Wasserturm wurde 2004 stillgelegt und verlor damit seine Funktion. Wir wollten ihn in einen urbanen Kunstort verwandeln und dabei sowohl die historische Bedeutung als auch die einzigartige Lage einbeziehen. Im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs wurde hierfür der Entwurf Rain Veil des amerikanischen Künstlers Ned Kahn ausgewählt.Das gemeinsam realisierte Werk ist mit 32 Metern Höhe und 20 Metern Durchmesser das größte öffentliche Kunstprojekt seiner Art in Seoul. Es besteht aus 330.346 biobasierten, 4 × 5 cm großen Kunststoffelementen, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais hergestellt sind. Ihre Montage an der riesigen Struktur verlangte präzise Analysen zu Statik und Windlasten sowie die enge Zusammenarbeit mit Experten. Eine besondere Herausforderung war, die geschwungene Form des Kunstwerkes beizubehalten, was viele Feinjustierungen erforderte.

Können Sie uns etwas über das Erscheinungsbild erzählen?

Der Künstler betrachtet Wasser als Quelle allen Lebens und kostbare Ressource. Die unzähligen Kunststoffstücke bilden nun einen „Regenvorhang“, der das Licht reflektiert und im Wind flattert. Durch die Umwandlung der massiven Betonkonstruktion in eine fließende Form, die an Flüssigkeit oder Luft erinnert, bietet das Werk den Einwohnern eine neue und eindringliche Erfahrung der urbanen Landschaft.

Nachhaltigkeit war ein wichtiger Aspekt, oder?

Nachhaltigkeit war ein Kernwert. Zusätzlich zum Wettbewerb gab es auch ein Vortragsprogramm zu „Nachhaltigkeit in der öffentlichen Kunst“ sowie ein Bürgerprojekt zum Thema Meeresspiegelanstieg. Ned Kahn, bekannt für seine Forschung im Bereich Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit in der öffentlichen Kunst, setzte diesen Ansatz mit Rain Veil fort.

Auch die Einwohner von Seoul waren aktiv an der Innenraumgestaltung beteiligt …

Ja, um den Turm der Öffentlichkeit zurückzugeben, wurde sein Inneres erstmals geöffnet. Gemeinsam mit 100 Bürgern entstand das Werk Time of the Sea. In sechs Farbtönen, die unterschiedliche Meerestiefen darstellen, formten sie eine 7 Meter hohe Struktur – ein Querschnitt des Meeres als Symbol für Klimawandel, Verletzlichkeit und gemeinsame Verantwortung. Das Wasserturm-Projekt ist aber weit mehr als eine öffentliche Kunstinitiative: Aus der Perspektive der Stadterneuerung wird eine vernachlässigte Infrastruktur neu gedacht, indem Bürger einbezogen werden und die Beteiligung der Gemeinschaft im Vordergrund steht. Zusammen mit dem ebenfalls geschaffenen Park entstand ein Treffpunkt für Anwohner und Händler des Garak-Marktes. Das Projekt belebt das Viertel, macht den Turm zu einem Wahrzeichen und schafft einen Ort, an dem Kommunikation und Kultur nebeneinander existieren.