Juni ist Pride Month – und damit mehr als eine Gelegenheit, Logos in Regenbogenfarben zu tauchen. Der Monat steht für Sichtbarkeit, Erinnerung und Verantwortung. In Zeiten wachsender gesellschaftlicher Polarisierung und politischem Gegenwind ist es wichtiger denn je, Haltung zu zeigen – nicht nur nach außen, sondern vor allem innerhalb von Unternehmen.
Ursprung im Widerstand: Die Geschichte von Pride
Die Geschichte von Pride beginnt mit einem Aufstand: Im Juni 1969 wehrten sich queere Menschen – viele von ihnen trans Personen und People of Colour – gegen Polizeigewalt im Stonewall Inn in New York. Es war der Beginn einer globalen Bewegung, die bis heute auf Gleichberechtigung, Sichtbarkeit und Schutz zielt. Was als Protest begann, wurde zu einem jährlich gefeierten Zeichen der Freiheit – und ist zugleich nach wie vor ein Appell, bestehende Diskriminierungen zu benennen und zu überwinden.
Design als Plattform für Vielfalt und Zugehörigkeit
Heute zeigt sich dieser Anspruch auch im Design. Die visuelle Sprache von Pride ist vielfältig, laut, mutig – und politisch. Ob auf Plakaten, Kampagnen oder in Form der weiterentwickelten Progress-Pride-Flagge, die auch trans und intergeschlechtliche Menschen und BIPoC (Black, Indigenous and People of Colour) gezielt einbezieht: Design wird hier zur Plattform für Zugehörigkeit und zur Einladung, Diversität aktiv mitzudenken.
Aber Haltung zeigt sich nicht nur in öffentlichen Kampagnen. Sie beginnt im Inneren eines Unternehmens: In einer Kultur, die Unterschiede nicht nur duldet, sondern als Bereicherung begreift. In einem Umfeld, in dem Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung sie selbst sein können – und sich gesehen fühlen. In strukturellen Entscheidungen, die Vielfalt nicht zur Ausnahme, sondern zur Selbstverständlichkeit machen.
Dass Design in diesem Kontext eine Rolle spielt, zeigen Kampagnen wie die Lufthansa Pride Campaign. Mit klarer Bildsprache, inklusiver Gestaltung und einer Haltung, die weit über Marketing hinausgeht, wurde hier ein Zeichen für Sichtbarkeit und Zugehörigkeit gesetzt.
Jurymitglied Kelley Cheng über die Lufthansa Pride Campaign 2023

Vielfalt beim Red Dot Design Award
Der Red Dot Award selbst lebt von Vielfalt: Die Einreichungen kommen aus der ganzen Welt, die Teams hinter den ausgezeichneten Projekten sind international und interdisziplinär. Auch innerhalb der Jury und Redaktion wird Diversität gelebt – nicht als Imagefaktor, sondern als Teil gelebter Exzellenz. Ein bewusstes Statement im Sinne von Pride mag bisher nicht im Vordergrund stehen – doch gerade in Zeiten der Unsicherheit ist jeder Beitrag, der Vielfalt sichtbar macht, ein wertvoller.
Gestaltung mit Haltung: Zukunft inklusiv denken
Pride bedeutet nicht nur, Unterschiede zu feiern. Es bedeutet auch, sich an die Seite derer zu stellen, deren Rechte in Frage gestellt werden – etwa trans Personen, die zunehmend Ziel politischer Debatten und gesellschaftlicher Ausgrenzung sind. Unternehmen können einen Unterschied machen, wenn sie queeren Mitarbeitenden ein Umfeld bieten, das Sicherheit und Sichtbarkeit ermöglicht. Und Design kann helfen, diese Haltung zu kommunizieren – durch Klarheit, Empathie und Verantwortung.
Denn gutes Design reagiert nicht nur auf Zeitgeist. Es gestaltet Zukunft – und ist umso stärker, wenn es dabei alle mitdenkt.



