Red Dot Gala: Product Design 2025 Start Livestream: 8 July, 5:45 pm (CEST)
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ATELIER BRÜCKNER

Der Usbekistan Pavillon auf der Expo 2025 in Osaka ließ Besucher sowohl den kulturellen Reichtum des Landes als auch dessen Zukunftsperspektiven erkunden. Identität und Transformation nicht nur zu erzählen, sondern erlebbar zu machen, war dabei erklärtes Ziel von ATELIER BRÜCKNER. Der sensible Umgang mit Materialität und multimediale Expertise verschmolzen zu einem beeindruckenden Erlebnisraum, der überdies nachhaltig konzipiert wurde.

Interview mit Shirin Frangoul-Brückner

Red Dot: Was hat Sie beim Eintauchen in den Content für den Pavillon am meisten überrascht? 

Uns hat besonders fasziniert, wie reich und vielfältig Kultur und Natur Usbekistans sind. Das Land vereint Wüsten, Steppen, Wälder und majestätische Gebirgslandschaften. Beeindruckend ist auch die Tradition im Handwerk: Materialien wie Lehm, Stein, Fliesen und Holz sind tief in Architektur und Kunst entlang der Seidenstraße verwurzelt. Besonders spannend war der kulturelle Brückenschlag zwischen Usbekistan und Japan. In beiden Ländern hat Handwerk einen hohen Stellenwert, ebenso wie die Verbindung von Baukultur und Spiritualität. Diese Parallelen zu entdecken war eine wesentliche Inspirationsquelle für den Pavillon.

Sie ließen sich von traditionellen usbekischen Moscheen inspirieren und bringen dies mit multimedialen Elementen in Einklang. War dieser Brückenschlag herausfordernd?

Wir arbeiten bei ATELIER BRÜCKNER nach der Philosophie „form follows content“. Das heißt, wir beginnen mit dem Inhalt und entwickeln daraus die räumliche Erfahrung. Beim Usbekistan Pavillon wollten wir nicht einfach nur Vergangenes zeigen, sondern spürbar machen, wie Zukunft und Innovation aus der Tradition erwachsen. Gerade das Zusammenspiel von handwerklichem Detail, klarer Architektur und moderner Medientechnik macht diesen Ort zu einer Erfahrung, die berührt. Unser Ziel war es, eine ganzheitliche, sinnliche Welt zu schaffen, in der sich die Identität Usbekistans emotional und räumlich entfaltet.

Der Pavillon wurde nachhaltig konzipiert. Welche Materialien kamen zum Einsatz?

Nachhaltigkeit war von Beginn an ein zentrales Anliegen – nicht nur technisch, sondern auch kulturell. Wir haben mit natürlichen, lokal verfügbaren und wiederverwendbaren Materialien gearbeitet: Holz aus der Region Osaka, Lehm und Doma von der Insel Awaji, recycelte Ziegelsteine aus Japan sowie Keramik aus Buchara in Usbekistan. Der gesamte Bau ist modular konzipiert – inspiriert von der Dschuma-Moschee mit ihren Holzsäulen und den gesteckten Deckenelementen. Nach der Expo wird der Pavillon in der usbekischen Stadt Nukus wiederaufgebaut und dort als Kulturzentrum weiterleben. So verbinden wir temporäre Architektur mit einer langfristigen Vision.

Worin sehen Sie generell den größten Benefit einer räumlichen Erlebniswelt? 

Räume haben die Kraft, Menschen emotional zu erreichen. Anders als klassische Medien schaffen räumliche Erlebnisse eine unmittelbare Verbindung. Man wird Teil einer Geschichte – mit allen Sinnen. Unsere Aufgabe als Gestalter:innen ist es, komplexe Inhalte in atmosphärische, intuitive Erfahrungen zu übersetzen. Durch Materialität, Licht, Architektur und Inszenierung wird die Botschaft nicht nur sichtbar, sondern spürbar.