
Builders Club

Millionen Menschen verfolgen jedes Jahr gebannt den Super Bowl und haben damit auch die Leinwand im Blick, auf der aufwendige, spielfilmähnliche Werbespots präsentiert werden. Der erste Werbefilm für OpenAI setzte 2025 in diesem gigantischen Umfeld einen außergewöhnlichen Kontrast: Eine fesselnde Animation nahm die Zuschauer mit auf einen rasanten Ritt durch die Evolutionsgeschichte. Ein einzelner Punkt eröffnet ein visuelles Feuerwerk, das KI als leistungsstarkes Werkzeug und zugleich als logische Weiterentwicklung der Menschheit präsentiert. Hinter diesem intelligenten Storytelling sowie der technisch exzellenten Umsetzung stecken die kreativen Köpfe des 2015 gegründeten Builders Club, die bei diesem Projekt mit Accenture Song (strategische Konzeption) kooperierten. Als erfahrene Kreative und Regisseure bewegen sich Builders Club-Gründer Jonas Hegi und Julien Simshauser gerne zwischen Realität und Surrealismus und schufen bereits in der Vergangenheit eindrucksvolle immersive Bildwelten sowie preisgekrönte (Kurz-)Filme. Mit einem Team von 24 Mitarbeitern gelingt es ihnen stets, ihren hohen künstlerischen Anspruch mit lösungsorientierten Ideen in Einklang zu bringen – so auch für OpenAI: Von der Erfindung des Rades bis zur Entwicklung von KI mag es ein weiter Weg gewesen sein, doch Builders Club benötigte nur wenige Sekunden, um diesen nachvollziehbar und ästhetisch beeindruckend zu inszenieren.
Interview mit Lauren Egen
Red Dot: Die Platzierung des ersten Fernsehwerbespots von OpenAI/ChatGPT während des Super Bowl war ein Coup. War das auch für Sie als Designer besonders?
Es war extrem aufregend für uns, den Spot in solch einer riesigen Dimension gemeinsam mit Millionen von Menschen zu sehen. Um uns in diesem Medienumfeld, das von hochwertig produzierten, lauten und prominenten Werbespots geprägt ist, abzuheben, haben wir uns bewusst für eine von Pointillismus inspirierte Animation entschieden.
Welche Botschaft wollten Sie den Zuschauern vermitteln?
Menschen haben schon immer Werkzeuge entwickelt, um Fortschritt zu erzielen und Wohlstand zu erlangen. Die Entstehung von KI ist nun erneut ein entscheidender Punkt. Auch wenn die Wahrnehmung von KI von großer Unsicherheit geprägt ist: Diese Geschichte hat sich in der Vergangenheit schon oft wiederholt. So wie frühere Innovationen den Fortschritt der Menschheit vorangetrieben haben, hat auch KI das Potenzial, dies zu tun. ChatGPT ist bereits ein Partner für Millionen von Menschen, insbesondere für junge Kreative, aber vielen noch gänzlich unbekannt. Wir wollten, dass das Publikum KI als den nächsten großen Sprung sieht, als ein leistungsstarkes Werkzeug, das neue Möglichkeiten eröffnet.
Was war für Sie die größte Herausforderung bei der Umsetzung?
Die Herausforderung bestand darin, die richtige Balance zu finden: Wir wollten wichtige Meilensteine der Evolution hervorheben, die durch unsere punktbasierte Darstellung sofort erkennbar sind und zugleich ein fesselndes Storytelling entwickeln. Während der gesamten Drehbuch- und Produktionsphase haben wir kontinuierlich daran gearbeitet, eine nahtlose Mischung aus Erzählung, historischen Bezügen und stilistischem Ausdruck zu schaffen.
Eine ketzerische Frage: War KI an der Erstellung beteiligt?
Zu Beginn trafen wir uns mit dem Sora-KI-Team, um zu verstehen, wie sich das Tool am besten in den Workflow integrieren lässt. Während der Vorvisualisierung half uns Sora dabei, Experimente und schnelle, iterative kreative Erkundungen vorzunehmen. Ähnlich wie ein intelligenter Skizzenblock half es uns, jeden Meilenstein sofort zu visualisieren, sodass wir ihn weiterentwickeln konnten. Diese Bilder wurden dann in eine Houdini-Pipeline integriert, die eine präzise Steuerung von Punktgröße, Wiedergabetreue und Bewegung ermöglichte. Jede KI-generierte Sequenz wurde von Menschenhand gestaltet, in einem ständigen Pingpong zwischen der unersetzlichen menschlichen Vision und den KI-Tools. Hinter der Umsetzung standen also menschliche Kreativprofis, und Sora wurde lediglich als Brainstorming- und Erkundungswerkzeug eingesetzt – nicht im Endprodukt selbst.
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