Red Dot Gala: Product Design 2025 Start Livestream: 8. Juli, 17:45 Uhr (MESZ)
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Interview with Young Professional Carlotta Antonietti

Von der Einschränkung zur Inspiration: Carlotta Antonietti über die Entwicklung des Triclops-Spektrometers

Triclops kombiniert fortschrittliche Messtechnik mit einem schlanken, benutzerfreundlichen Design und revolutioniert damit die Wahrnehmung und Verwendung von Spektrometern in Laborumgebungen. Dafür wurde das Produkt im Red Dot Award: Product Design 2025 mit einem Red Dot prämiert. 

Hinter dem ansprechenden und dennoch präzisen Design steht Carlotta Antonietti, eine junge, multidisziplinäre Designerin, deren durchdachter Ansatz eine Brücke zwischen Technik und Ästhetik schlägt. In diesem Interview erzählt sie, wie sie technische Einschränkungen mit kreativer Freiheit in Einklang gebracht hat, welche Bedeutung kleine Designdetails haben und was es bedeutet, als Young Profressional im Designbereich große Träume zu haben.

Red Dot:Triclops vereint hochentwickelte Messtechnik mit einem schlanken, benutzerfreundlichen Design. Was hat Sie bei Ihrem Ansatz geleitet, technische Präzision und Nutzerfreundlichkeit miteinander zu verbinden?

Carlotta Antonietti: Mein Ansatz war von der Überzeugung geprägt, dass anspruchsvolle Technologie nicht einschüchtern, sondern zugänglich wirken sollte. Zunächst habe ich genau untersucht, wie Anwenderinnen und Anwender mit Spektrometern umgehen – ihre Arbeitsabläufe, Herausforderungen und die Umgebungen, in denen sie arbeiten. Entscheidend war, die Balance zu finden zwischen der klaren Kommunikation technischer Präzision und einer Gestaltung, die einladend bleibt. Während des gesamten Prozesses habe ich eng mit dem Engineering-Team von Nireos zusammengearbeitet, um Ästhetik und Funktionalität in Einklang zu bringen. Jede Form, jedes Detail der Oberfläche wurde sowohl auf visuelle Wirkung als auch auf praktische Performance hin entwickelt.
So entstand ein Produkt, das genauso fortschrittlich aussieht, wie es tatsächlich ist – und dabei trotzdem einfach zu bedienen bleibt.

Vom Drei-Sensor-System bis hin zum sorgfältig gestalteten Gehäuse – welche Designentscheidung hebt Triclops Ihrer Meinung nach am stärksten von herkömmlichen Spektrometern ab?

Sowohl das Drei-Sensor-System, das dank der großartigen Ingenieursarbeit von Alex Barker und dem Nireos-Team eine außergewöhnliche Leistungsfähigkeit bietet, als auch das Gehäusedesign unterscheiden Triclops klar vom Markt. Die meisten Spektrometer wirken streng industriell, was für Nutzerinnen und Nutzer eine gewisse Barriere darstellen kann. Mein Ansatz war, etwas zu gestalten, das nahbar und zugleich selbstbewusst wirkt – ein Werkzeug, das zur Interaktion einlädt.
Die klare Formensprache vermittelt schon auf den ersten Blick Präzision und Verlässlichkeit, was besonders wichtig ist, wenn Anwenderinnen und Anwender eine große Investition tätigen. Gleichzeitig wirkt das Gehäusedesign direkt auf die Funktionalität: Jeder Aspekt, jede Oberfläche wurde mit Blick auf den Workflow, den Zugang zur Wartung und die Integration in bestehende Labore bedacht.

Welche Aspekte Ihres Designs erfüllen Sie mit dem größten Stolz oder haben für Sie eine besondere persönliche Bedeutung?

Abgesehen davon, dass ich einen Red Dot gewonnen habe?! Persönlich am wichtigsten ist mir die Platzierung der Status-LED auf dem Deckel. Das klingt nach einer Kleinigkeit, aber für mich verkörpert sie, worum es in durchdachtem Design geht. Das Engineering-Team war zunächst skeptisch, weil die Montage dadurch komplexer wurde, doch ich habe auf dieser Position bestanden, da sie optimal für die Nutzer:innen ist. Die LED musste in jeder Situation gut sichtbar sein – ob man im Labor direkt am Gerät arbeitet oder sich am anderen Ende des Raums befindet.
Am meisten stolz bin ich darauf, dass gerade dieses Detail zeigt: Gutes Design passiert oft in den feinen Nuancen – und hat dann einen großen Einfluss auf das tägliche Nutzungserlebnis.

Gab es Schlüsselmomente oder Entdeckungen im Projekt, die dessen Richtung verändert oder Sie inspiriert haben?

Der entscheidende Moment kam früh, als mir das Engineering-Team das feste Innenvolumen präsentierte: drei Sensoren an Positionen, die sich nicht verschieben ließen. Zunächst wirkte das wie eine starke Einschränkung – am Ende war es die inspirierendste Vorgabe des Projekts.
Ich musste von innen nach außen denken, das Innenvolumen als Ausgangspunkt für das Gehäuse nutzen – ohne Abstriche bei der Usability oder unnötigen Materialverbrauch. Anstatt diese Limitierungen als Hindernis zu sehen, habe ich sie als Chance begriffen. So konnte eine markante, einprägsame äußere Form entstehen. Ich glaube, ohne diese Einschränkungen wäre ein solches Ergebnis gar nicht möglich gewesen.

Haben Mentoren oder Kollegen dazu beigetragen, Ihre Vision zu formen oder Ihre Ideen herauszufordern?

Absolut. Ich suche ganz bewusst nach unterschiedlichen Perspektiven, weil ich glaube, dass gutes Design durch Fragen und Austausch entsteht, nicht in Isolation. Einige der wertvollsten Impulse habe ich aus Gesprächen mit Menschen aus völlig anderen Bereichen gewonnen – Ingenieurinnen und Ingenieure oder Business Developer zum Beispiel.
Wenn jemand außerhalb der Designwelt meine Annahmen hinterfragt oder ganz neue Fragen stellt, öffnen sich oft unerwartete Blickwinkel. Dieser Prozess – Ideen zu schärfen oder auch komplett zu überdenken – macht aus einem netten Konzept ein wirklich funktionierendes Produkt.

Wie bleiben Sie als junge Designerin im aktuellen Designgeschehen am Puls der Zeit und stellen sicher, dass Ihre Arbeit dennoch eigenständig und zukunftsweisend bleibt?

Ich verfolge aktiv neue Trends, schaue mir die Arbeit anderer Designerinnen und Designer an, ziehe zeitlose Referenzen heran und probiere neue Technologien aus. Das hilft mir, Entwicklungen im Blick zu behalten – gleichzeitig verankere ich jede kreative Entscheidung in einer klaren Strategie. Ich frage mich nicht nur: „Was ist gerade populär?“, sondern auch: „Warum funktioniert das?“ und „Welchem Nutzerbedürfnis dient es?“
Zudem lasse ich mich gerne von anderen Bereichen inspirieren – von Filmen, Musik oder zeitgenössischer Kunst. So entstehen Arbeiten, die gleichzeitig modern und einzigartig zweckgerichtet sind.

Mit Blick nach vorn – welche Projekte oder Branchen reizen Sie besonders?

Als multidisziplinäre, unabhängige Designerin interessieren mich besonders Projekte, in denen Produktdesign, Grafikdesign und Technologie wirklich zusammenfließen. Mich ziehen Aufgaben an, bei denen diese Disziplinen sich gegenseitig bereichern und zu ganzheitlicheren Nutzererlebnissen führen. Ich möchte dort tätig sein, wo mein interdisziplinärer Ansatz Probleme lösen kann, die durch eindimensionales Denken leicht übersehen würden.

Wie hat die Teilnahme am Red Dot Award: Product Design Ihr Wachstum oder Ihre Karriere beeinflusst?

Die Auszeichnung mit einem Red Dot war für mich in vielerlei Hinsicht transformativ – sowohl für mein Selbstvertrauen als auch für meinen beruflichen Weg. Er hat Türen geöffnet, die ich nicht erwartet hätte, und meine Position im internationalen Designfeld gestärkt. Gleichzeitig hat er meinen Ehrgeiz neu ausgerichtet.

Welchen Eindruck haben Sie von der Red Dot Preisverleihung in Essen mitgenommen?

Es war wirklich magisch – ein Moment, in dem sich die Design-Community greifbar und inspirierend angefühlt hat. Umgeben von großartigen Designerinnen und Designern aus aller Welt, die alle innovative Projekte feiern, habe ich noch einmal gespürt, warum ich dieses Feld so liebe.
Besonders beeindruckt hat mich die Detailgenauigkeit in jedem Aspekt der Zeremonie. Das hat meine Leidenschaft neu entfacht und mir gezeigt, wie bedeutungsvoll Design sein kann, wenn es Anerkennung findet und geteilt wird. Ich war begeistert und geehrt, dabei zu sein – und hoffe sehr, wiederzukommen.

Welchen Tipp würden Sie jungen Designerinnen und Designern geben, die gerade erst anfangen?

Groß zu träumen. Der Red Dot Award erschien mir als Studentin unendlich weit entfernt. Heute habe ich nicht nur einen Red Dot gewonnen, sondern auch an der Preisverleihung in Essen teilgenommen. Meine Reise als unabhängige Designerin hat mir gezeigt: Ambitionierte Ziele sind nicht unerreichbar – sie erfordern jedoch konsequente, zielgerichtete Arbeit.
Es geht darum, kontinuierlich dranzubleiben, offen für Neues zu bleiben und sich nicht von Hindernissen entmutigen zu lassen. Deshalb mein wichtigster Tipp: Träumt groß und hört nie damit auf.

Save the Date: Young Professionals Application Day 2025 – 19. November

Am 19. November 2025 haben junge Gestalterinnen und Gestalter 24 Stunden Zeit, sich einen von 50 kostenlosen Anmeldeplätzen für den Red Dot Award: Product Design 2026 zu sichern.

Wer ausgelost wird, erhält eine kostenfreie Wettbewerbsteilnahme – und damit die Chance, sich mit den Besten der Branche zu messen und die eigene Arbeit einem globalen Publikum zu präsentieren. Bei einer Auszeichnung gibt es zusätzlich das Winner Package Regular kostenlos, das umfassende Unterstützung bietet, um den Erfolg international zu kommunizieren.

Teilnehmen können alle, deren Abschluss nicht länger als fünf Jahre zurückliegt.

Weitere Informationen zur Teilnahme und zu den Bewerbungsbedingungen finden Sie hier.