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Analoge Fotografie erlebt seit einigen Jahren ein leises, aber stetiges Comeback – getragen von Enthusiasten, die ihre besondere Ästhetik und Haptik schätzen. Doch wer selbst einmal Filme entwickelt hat, weiß, wie komplex, zeitaufwendig und technisch anspruchsvoll der Prozess sein kann.
Um die Filmentwicklung deutlich zu vereinfachen, ohne die kreativen Möglichkeiten einzuschränken, entwickelte Arno Peever im Rahmen seines Abschlussprojekts den AGO-Filmprozessor. Für diese wegweisende Arbeit wurde der Young Professional mit einem Red Dot im Red Dot Award: Product Design 2025 ausgezeichnet. Im Interview spricht er darüber, wie aus einer Reise nach Australien eine Leidenschaft für analoge Fotografie entstand, warum kleine Details oft den größten Unterschied machen – und welchen Rat er Nachwuchsdesignerinnen und -designern mit auf den Weg gibt.
Red Dot: Der AGO Filmprozessor macht die analoge Filmentwicklung deutlich zugänglicher. Was hat Sie motiviert, einen so traditionell komplexen Prozess zu vereinfachen?
Arno Peever: Für meine Abschlussarbeit im Designstudium wollte ich ein wirklich sinnvolles Thema finden. Zwischen den Studiengängen habe ich zwei Jahre Pause gemacht, bin nach Australien gereist, habe dort gearbeitet – und meine Liebe zur analogen Fotografie entdeckt. Plötzlich wusste ich: Das ist das Thema, nach dem ich gesucht hatte. Je tiefer ich eingetaucht bin, desto klarer wurde mir, wie viel Potenzial in diesem Bereich steckt. Weil analoge Fotografie nicht mehr Mainstream ist, ist auch die Infrastruktur stark zurückgegangen. Viele bezweifelten sogar, dass sie überleben würde. Genau da habe ich meine Chance gesehen, einen Beitrag zu leisten und sie am Leben zu erhalten.
AGO erleichtert die Filmentwicklung, ohne kreative Experimente einzuschränken. Wie haben Sie ein System entwickelt, das technische Automatisierung mit künstlerischer Freiheit verbindet?
Gerade die Entwicklung von Schwarz-Weiß-Filmen eröffnet unzählige feine Variationen – etwa im Korn oder im Kontrast –, die den Prozess stark beeinflussen. Unser Ziel war es, so viel wie möglich zu automatisieren und dabei den Ablauf intuitiv zu gestalten. Gleichzeitig haben wir großen Wert darauf gelegt, dass Nutzerinnen und Nutzer jederzeit die Parameter anpassen können, wenn sie von unseren Empfehlungen abweichen möchten. So bleibt volle kreative Freiheit bei gleichzeitiger technischer Präzision.
Welche Aspekte Ihres Designs erfüllen Sie mit dem größten Stolz oder haben für Sie die größte persönliche Bedeutung?
Ein Feature ragt heraus: AGO ist das erste Gerät zur Filmentwicklung, das die Temperatur in Echtzeit misst und die Entwicklungszeit automatisch anpasst. Klingt nach einem kleinen Detail, bedeutete aber, dass wir jede verfügbare Chemikalie testen mussten. Am Ende konnten wir ein Gerät entwickeln, das zehnmal kleiner und fünfmal günstiger ist als vergleichbare Alternativen. Vor allem aber haben wir es damit für den Heimgebrauch zugänglich gemacht – genau das war mein ursprüngliches Ziel: den Menschen die Freude an analoger Fotografie einfacher zugänglich zu machen.
Gab es Schlüsselmomente oder Entdeckungen während des Projekts, die die Richtung verändert oder Sie inspiriert haben?
In der Konzeptphase hatte ich Fachliteratur studiert und mit vielen Menschen gesprochen – ich dachte, ich hätte die wichtigsten Herausforderungen bereits verstanden. Meine Lehrkräfte ermutigten mich jedoch, noch mehr empirische Daten zu sammeln. Anfangs hielt ich das für überflüssig, aber eine Umfrage zeigte dann sehr deutlich, welche Probleme tatsächlich am meisten Gewicht haben. Dieses „Elefant im Raum“-Moment hat dem Projekt eine ganz neue Klarheit gegeben – und ab da ging es viel schneller voran.
Haben Mentoren oder Kolleg:innen eine Rolle dabei gespielt, Ihre Vision zu prägen oder Ihre Ideen herauszufordern?
Unbedingt. Ich hatte das Glück, Lehrkräfte zu haben, die mich ermutigt haben, meine Zielgruppe wirklich kennenzulernen. Ihr Feedback und ihre Anregungen waren entscheidend dafür, meine Vision zu schärfen und das Endprodukt zu verbessern.
Wie bleiben Sie als Young Professional im Designumfeld aktuell, ohne dass Ihre Arbeit an Eigenständigkeit oder Zukunftsorientierung verliert?
Ich konzentriere mich auf Bereiche mit Verbesserungspotenzial und versuche zu verstehen, wie Menschen sich darin verhalten. Dabei binde ich bewusst Fachwissen aus unterschiedlichen Disziplinen ein, um unsere Ideenprozesse realitätsnah zu halten. Diese Mischung – Neugier auf Menschen und interdisziplinäre Zusammenarbeit – hilft mir, Arbeiten zu schaffen, die sowohl originell als auch relevant sind.
Auf welche Projekte oder Branchen freuen Sie sich in Zukunft besonders?
Ich möchte unbedingt weiter im Bereich der analogen Fotografie arbeiten. Mit dem Launch von AGO über Indiegogo haben wir sowohl das Potenzial als auch die Lücken in diesem Bereich gesehen. Genau hier sehe ich viele Chancen, die analoge Fotografie noch zugänglicher, angenehmer und nachhaltiger zu machen.
Wie hat die Teilnahme am Red Dot Award: Product Design Ihr Wachstum oder Ihre Karriere als junger Professional beeinflusst?
Der Red Dot Award war für mich ein echter Meilenstein. Er hat mir gezeigt, dass ambitionierte Ziele erreichbar sind – mit den richtigen Werkzeugen, Mut und der Bereitschaft, von anderen zu lernen. Außerdem hat er AGO mehr Sichtbarkeit verschafft und mir geholfen, mein berufliches Netzwerk zu erweitern – mit Menschen, die mich inspirieren und herausfordern.
Wie war Ihr Eindruck von der Red Dot Award Gala in Essen?
Sehr beeindruckend. Die großen Designhäuser mit ihren Teams auf der Bühne zu sehen, hat die Dimension des Wettbewerbs deutlich gemacht. Auch der Besuch des Red Dot Design Museums, in dem alle ausgezeichneten Produkte nebeneinander ausgestellt sind, war ein starkes Erlebnis – ein echter Beweis für die Kreativität und Innovationskraft, die der Award sichtbar macht.
Welchen Rat würden Sie jungen Designerinnen und Designern geben, die gerade erst anfangen?
Auch wenn ich mich eher als Ingenieur sehe, würde ich sagen: Schaut genauer hin, bevor Ihr ein Problem lösen wollt. Oft ist das, was auf den ersten Blick wie ein Problem wirkt, gar nicht das eigentliche. Wenn man mit Empathie für die Nutzerinnen und Nutzer tiefer gräbt, offenbart sich meist das wirkliche Problem – und sobald man das erkannt hat, liegt die Lösung fast auf der Hand.

Am 19. November 2025 haben junge Gestalterinnen und Gestalter 24 Stunden Zeit, sich einen von 50 kostenlosen Anmeldeplätzen für den Red Dot Award: Product Design 2026 zu sichern.
Wer ausgelost wird, erhält eine kostenfreie Wettbewerbsteilnahme – und damit die Chance, sich mit den Besten der Branche zu messen und die eigene Arbeit einem globalen Publikum zu präsentieren. Bei einer Auszeichnung gibt es zusätzlich das Winner Package Regular kostenlos, das umfassende Unterstützung bietet, um den Erfolg international zu kommunizieren.
Teilnehmen können alle, deren Abschluss nicht länger als fünf Jahre zurückliegt.
Weitere Informationen zur Teilnahme und zu den Bewerbungsbedingungen finden Sie hier.