Red Dot Gala: Product Design 2025 Start Livestream: 8 July, 5:45 pm (CEST)
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Fuenfwerken

Als Markenagentur entwickelt die Fuenfwerken Design AG Zukunftsbilder und positioniert sowohl renommierte als auch junge Marken. Einen ihrer Anker hat das Team auch im Kulturbereich gesetzt: So entstand mit „Schönheit rettet die Welt“ eine Buchgestaltung, die mit formaler Ausdrucksstärke begeistert und mit handwerklicher Exzellenz glänzt. „Ein gutes Buch ist kein bloßes Informationsträgermedium, sondern ein Erfahrungsraum“ – hiervon ist das Team überzeugt und schuf einen poetischen Kraftort.

Interview mit Prof. Holger Schmidhuber

Red Dot: „Schönheit rettet die Welt“ – wie herausfordernd war es, bei diesem Titel einen sachlichen Gegenpol zu konzipieren?

Prof. Jan Teunens Titel trägt eine große emotionale und zugleich philosophische Position in sich – er ist sowohl Statement als auch Versprechen. Unsere gestalterische Herausforderung bestand darin, diese Haltung nicht zu illustrieren, sondern ihr eine visuelle Struktur zu geben, die das Denken öffnet. Schönheit darf hier nicht als Ornament verstanden werden, sondern als geistiges Prinzip. Deshalb haben wir mit Klarheit und Reduktion gearbeitet – als Gegengewicht zum Pathos des Titels, aber auch als Resonanzraum. Der sachliche Gestus des Layouts schafft Orientierung, ohne die Poesie zu verlieren. 

Das Layout folgt einem spannenden Rhythmus. Wie haben Sie sich diesem angenähert?

Wir haben das Buch wie eine Komposition verstanden – mit leisen und lauten Tönen, mit Spannung und Ruhe. Der Rhythmus entsteht aus der Dynamik zwischen Weißraum, Typographie und den unterschiedlichsten Bildwelten. Die drei Kapitel geben eine klare Struktur vor, ermöglichen aber zugleich gestalterische Variation: durch wechselnde Schriftgrößen, unterschiedliche Raster und typographische Akzente. Die expressiven Seiten geben wichtigen Aussagen Raum und visuelle Kraft, werden aber gleichzeitig organischer Teil eines dramaturgischen Bogens. Schönheit zeigt sich nicht im Gleichmaß, sondern in lebendiger Vielfalt. 

Wie wichtig war es Ihnen, dies auch in Materialität zu übersetzen?

Sehr wichtig. Wenn wir von Schönheit sprechen, sprechen wir auch von sinnlicher Erfahrung. Papier, Bindung, Farbschnitt, Prägung und Siebdruck – all diese Elemente sind keine dekorativen Zugaben, sondern tragen aktiv zur Bedeutung bei. Ein Buch, das Schönheit thematisiert, muss sie auch verkörpern – nicht als Luxus, sondern als Haltung. Die Materialität lädt die Inhalte emotional auf, verankert sie im Körperlichen, im Hier und Jetzt. Sie schafft ein Gefühl von Präsenz.

Können Sie noch etwas zu der aufwendigen Produktion erzählen?

Die Produktion war ein bewusst geführter, handwerklich geprägter Prozess. Das Buch sollte als umfassendes, tiefblaues Objekt wahrgenommen werden – eine radikale Reduktion der klassischen Bucherfassung auf ihre Essenz. Auch der umlaufende Farbschnitt wurde nicht als Effekt gedacht, sondern als konzeptioneller Rahmen, der das Objekt fasst und energetisiert. Das Buch sollte in seiner physischen Präsenz so klar und mutig auftreten wie sein Titel. Hierbei haben wir eng mit Druckerei und Buchbinderei zusammengearbeitet, um ein Objekt zu schaffen, das auch die Schönheit des Buchdrucks und des Handwerks selbst verkörpert.